Print-Logo Deutscher Zukunftspreis

Nominee 2001

Künstliche Leber

Künstliche Leber durch Rezirkulation molekularer Adsorber

Dr. rer. nat. Stephan Aldinger (Spokesperson)
Dr. med. Steffen Mitzner
Dr. med. Jan Stange
TERAKLIN AG, Rostock

(f.l.t.r.) Dr. rer. nat. Stephan Aldinger, Dr. med. Steffen Mitzner

Versagt die Leber, wird das Blut nicht mehr von Giftstoffen gereinigt - eine lebensbedrohliche Situation für den Patienten. Kann Technik die Aufgaben des ausgefallenen Organs übernehmen?

Mit der künstlichen Leber MARS, die Stephan Aldinger, Steffen Mitzner und Jan Stange entwickelt haben, ist das möglich. Sie entfernt wasserunlösliche Giftstoffe - die Lebertoxine - aus dem Blut von Patienten mit Leberversagen. Stephan Aldinger ist Mitglied des Vorstands der TERAKLIN AG, Steffen Mitzner leitet die Arbeitsgemeinschaft Extra-korporale Detoxikation und das Endotoxinlabor an der Klinik für Innere Medizin der Universität Rostock, Jan Stange ist dort Arzt an der Klinik für Innere Medizin.

Ein Kreislauf der Entgiftung

Vereinfacht lässt sich das Verfahren so beschreiben: Das Blut des Patienten wird in einer Filtereinheit, dem MARS-Dialysator, entgiftet. Das Blut sowie eine spezielle Reinigungsflüssigkeit strömen im Dialysator aneinander vorbei, wobei sie durch eine Membran getrennt sind.

Diese Membran stellt einen entscheidenden Vorteil des Verfahrens dar: Das Blut kommt nicht mit dem Entgiftungsmedium in Kontakt. In einem zweiten Kreislauf wird die Reinigungsflüssigkeit von Giftstoffen befreit und kann danach erneut zur Blutentgiftung eingesetzt werden. Der zweite Kreislauf ermöglicht eine kontinuierliche Therapie: Die Entgiftungsflüssigkeit wird über Adsorptionssäulen im Dialysator regeneriert und geht nicht verloren. Das begrenzt die Kosten der Behandlung.

Da es sich dabei um ein Blutwäscheverfahren handelt, lässt sich das Blut mit der herkömmlichen Dialysetechnik befördern. Die Aufbereitung der Reinigungsflüssigkeit steuert der MARS-Monitor, der als Zusatzgerät damit gekoppelt ist.

Patentierte neue Technologie

Die beiden Hauptkomponenten des Systems sind der Dialysemonitor, der über eine Pumpe und elektronische Regelmechanismen die Behandlung ermöglicht, sowie das Behandlungs-Set, das für eine kontinuierliche Entgiftung sorgt. Um die Erfindung wirtschaftlich zu verwerten, ließen sich die Forscher sowohl die Spezialmembran für die Therapie als auch das komplette Verfahren patentieren.

Der Bedarf für die künstliche Leber ist groß, denn weltweit gibt es mehr Patienten mit einer Leber- als mit einer Nierenerkrankung. Die neu gegründete TERAKLIN AG vermarktet die an der Universität Rostock entwickelte Therapielösung. Ziel ist es, die künstliche Leber MARS zu einer Standardtherapie bei Leberversagen zu machen. Die bisherigen Behandlungen haben gezeigt, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit der Patienten durch das neue Verfahren steigt und sich ihre Lebensqualität deutlich verbessert. Eine Reihe von Lebertransplantationen, die sonst erforderlich gewesen wären, ließ sich dadurch vermeiden.

Das Vorschlagsrecht zum Deutschen Zukunftspreis obliegt den führenden deutschen Einrichtungen aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie Stiftungen.

Das Projekt "Künstliche Leber durch Rezirkulation molekularer Adsorber" wurde vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag vorgeschlagen.

Weitere Details

Lebensläufe

Dr. rer. nat. Stephan Aldinger

3.9.1966
geboren in Greifswald, Mecklenburg-Vorpommern
1985
Abitur
1987 – 1992
Studium der Chemie an der Universität Rostock, Diplom
1992 – 1995
Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Rostock, Abteilung für Chemie
1995
Promotion
1995 – 1997
Projektleiter „Therapeutische Blutwäsche“, Universitätsklinik Rostock
seit 1997
Mitglied des Vorstandes der TERAKLIN AG

Ehrungen:

1997
„Hoffnungsträger“-Preis
1998
„Start Up“-Preis
1999
„Kreativste Innovation“; Ludwig-Boelkow-Technik-Preis

Dr. med. Steffen Mitzner

24.12.1965
geboren in Crivitz, Mecklenburg-Vorpommern
1984
Abitur
1984 – 1985
Klinikum Schwerin, Abteilung Nephrologie/Dialyse
1985 – 1990
Studium der Medizin an der Universität Rostock
1991
Brown University, Providence, USA, Abteilung Chirurgie und Pathologie; Promotion
1991 – 1997
Facharztausbildung für Innere Medizin, Rostock
seit 1997
Subspezialisierung Nephrologie an der Universität Rostock; Leitung der Arbeitsgemeinschaft „Extra-korporale Detoxikation“; Leitung des Endotoxinlabors an der Klinik für Innere Medizin, Universität Rostock
1992 – 1996
BMBF-Forschungsprojekt „Leberunterstützung“
1996 – 1999
DFG-Forschungsprojekt „Zelluläre Sensoren“
seit 2000
Landesforschungsschwerpunkt „Biochip-Sensor-Entwicklung“

Ehrungen:

1988
Joachim-Jungius-Preis
1992
ESAO-Research Award for Young Scientists
1993
FRESENIUS-Erfinderpreis
1994
ASAIO-Fellowship Award
1995
ASAIO / J.B. Lippincott Award; ESAO-Akzo-Nobel-Research-Award
1996
ASAIO / Medforte Innovation Award
2001
Award of the Egypt Society of Surgeons (ESS)

Dr. med. Jan Stange

8.4.1965
geboren in Rostock, Mecklenburg-Vorpommern
1983
Abitur
1985 – 1991
Studium der Medizin an der Universität Rostock
1988
Diplom
1991
Promotion; Gerhard Katsch Stipendium: Experimentelle Chi-rurgie an der Freien Universität Berlin; AiP Lehrkrankenhaus Spandau an der Freien Universität Berlin; Stipendium „Stiftung Deutsche Wissenschaft“ Montreal, Kanada
1992 – 1996
BMBF-Forschungsprojekt „Leberunterstützung“
seit 1992
Arzt in der Klinik für Innere Medizin der Universität Rostock, Abteilung Nephrologie
1996 – 1999
DFG-Forschungsprojekt „Zelluläre Sensoren“
seit 1998
BMBF-Projekt „Biomaterialien“
seit 2000
Visiting Scientist am UCSD Liver Center, Department of Hepatology, San Diego, USA

Ehrungen:

1993
Sandoz Forschungspreis
1995
Technologiepreis Mecklenburg-Vorpommern; Akzo-Nobel-Forschungspreis
1998
„Start Up“-Preis

Kontakt

Projektsprecher

Dr. rer. nat. Stephan Aldinger
TERAKLIN AG
Friedrich-Barnewitz-Straße 4
18119 Rostock
Tel.: +49 (0) 381 / 51 96 49 00
Fax: +49 (0) 381 / 51 96 474
E-Mail: aldinger@teraklin.com

Pressekontakt

Tilo Stolzke
Marketingleiter
Alte Königstraße 18
22767 Hamburg
Tel.: +49 (0) 40 / 30 06 68 68
Fax: +49 (0) 40 / 30 06 68 61
E-Mail: stolzke@teraklin.com

Beschreibung der Institute und Unternehmen zu ihren nominierten Projekten

Der primäre Zweck der Künstlichen Leber MARS ist die Entfernung von wasserunlöslichen Giftstoffen - den Lebertoxinen - aus dem Blut von Patienten mit lebensbedrohlichem Leberversagen.

Stark vereinfacht lässt sich das Verfahren folgendermaßen beschreiben:

Das Blut des Patienten wird in einer Filtereinheit (MARS-Dialysator) entgiftet. Blut und Reinigungsflüssigkeit (humanes Serum Albumin) strömen aneinander vorbei und sind durch eine Membran getrennt. Diese Membran stellt einen entscheidenden Vorteil des Verfahrens dar: Patientenblut kommt zu keinem Zeitpunkt mit dem Entgiftungsmedium in Kontakt. In einem zweiten Kreislauf wird anschließend die Reinigungsflüssigkeit von Giftstoffen befreit und erneut zur Blutentgiftung eingesetzt. Insbesondere dieser zweite Kreislauf ermöglicht eine kontinuierliche Therapie und eine Begrenzung der Behandlungskosten, da die benötigte Menge der Entgiftungsflüssigkeit Albumin über die Einzeltherapie konstant ist. Die Regenerierung über die im MARS-Set enthaltenen Adsorptionssäulen gewährleistet eine gleichbleibende Entgiftungskraft des Albumins.

Da es sich hierbei um ein Verfahren zur Blutwäsche handelt, wird die Förderung des Blutes, sowie die Einhaltung aller Randbedingungen, durch die herkömmliche Dialysetechnik übernommen. Die Prozessierung der Reinigungsflüssigkeit steuert der MARS-Monitor, der als Zusatzgerät mit der Dialysetechnik gekoppelt ist.

Das System besteht aus zwei Hauptkomponenten: dem Dialysemonitor, der über eine Pumpe und elektronische Regelmechanismen den Behandlungsvorgang ermöglicht und dem Behandlungs-Set, welches die eigentliche Entgiftung kontinuierlich durchführt.

Um die Erfindung wirtschaftlich zu verwerten, wurden die spezielle Membran zur Durchführung der Therapie und das Verfahren an sich patentiert.

Weltweit weisen die Statistiken mehr leberkranke Patienten als z.B. Nierenkranke aus. Dieser enorme Bedarf und die für die Therapie an der Universität gefundene Lösung haben zur Gründung der TERAKLIN AG geführt, deren erstes Produkt die Künstliche Leber MARS ist. Ziel ist es, MARS zu einer Standardtherapie bei Leberversagen zu machen.

Die bisher durchgeführten Behandlungen haben gezeigt, dass durch das Verfahren eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit besteht und sich die Lebensqualität deutlich verbessert. Teilweise konnten Lebertransplantationen vermieden werden, da sich die Leber durch ein hohes Regenerationspotenzial auszeichnet. Diese neuen Erfahrungen haben auch einen positiven Einfluss auf die angespannte Kostensituation in den Krankenhäusern.

Informationen und Kontakt zum Deutschen Zukunftspreis unter:

E-Mail: info@deutscher-zukunftspreis.de
Internet: www.deutscher-zukunftspreis.de

Das Vorschlagsrecht zum Deutschen Zukunftspreis obliegt den führenden deutschen Einrichtungen aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie Stiftungen.

Das Projekt „Künstliche Leber durch Rezirkulation molekularer Adsorber“ wurde vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag vorgeschlagen.

Nominiert 2001 · TEAM 2