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#DZP – Wissenschaftspodcast

Deutscher Zukunftspreis 2020 Entscheidung am 25. November: Drei Teams und  starke Projekte - Innovationen, die den Wirtschaftsstandort Deutschland mit gestalten

Hallo und herzlich Willkommen zum Podcast des Deutschen Zukunftspreises. Mein Name ist Michael Bachmann

Ja – es ist wieder soweit. In wenigen Tagen wird in Berlin der diesjährige Deutsche Zukunftspreis verliehen. COVID19-bedingt wird das Alles ein bisschen weniger glamourös stattfinden können als normalerweise. Aber der Deutsche Zukunftspreis hebt in diesem Jahr ganz besonders die Bedeutung der Wissenschaft für die Gesellschaft hervor. Das hat auch Dr. Oliver Schmolke, Abteilungsleiter im Bundespräsidialamt, bei der Vorstellung der Nominierten betont.

O-Ton Dr. Oliver Schmolke:
„Mit der Wissenschaft verbindet sich Hoffnung – Hoffnung auch darauf, dass die Pandemie zu besiegen ist. Die Wissenschaft ist auch ein Gegenmittel gegen Mythenbildung, gegen Verschwörungslegenden, die in komplexen und angstbesetzten gesellschaftlichen Lagen immer Konjunktur haben. Die Wissenschaft ist aber auch in der Verantwortung, sich ihrer eigenen Fehleranfälligkeit bewusst zu bleiben, ihre Suchbewegen, die nicht frei von Irrtümern ist und von Neuansätzen zu reflektieren und sich der Instrumentalisierung durch politische Machtgesten und geopolitische Einflussversuche und politischer Kraftmeierei zu widersetzen.“

Trotz COVID 19 geht das Suchen nach Innovation in der Wissenschaft und Forschung unablässig weiter. Und so haben wir auch in diesem Jahr drei für den Deutschen Zukunftspreis nominierte Teams, die die Jury aus den verschiedenen Einreichungen ausgewählt hat und die wir Ihnen jetzt in den nächsten Minuten kurz vorstellen möchten. Die Jury wird sich erst am Tag der Preisverleihung – das ist in diesem Jahr der 25. November – für eines der Teams entscheiden. Es ist also noch alles offen. Entscheiden Sie selbst, welches Projekt bzw. wer Ihr Favorit für den Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation wäre. 
Und damit kommen wir zu Team 1. Chip-Technologie – das war in der Vergangenheit die Domäne von Nordamerika und Asien. Doch das hat sich zuletzt etwas geändert. Denn deutsche Innovatoren sorgen hier derzeit kräftig für Schwung in diesem hart umkämpften Markt. Hier ist Team 1 mit Dr. Peter Kürz, Dr. Michael Kösters und Dr. Sergiy Yulin.

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Um eines gleich vorwegzunehmen: Menschliche Vorstellungskraft reicht hier nicht mehr aus, wenn Team-Sprecher Dr. Peter Kürz über die Kleinststrukturen der Mikrochips der neuesten Generation spricht. Mithilfe von ultraviolettem Licht und der daraus resultierenden EUV-Lithographie können auf diesen Chips Verbindungen im Nanometer-Bereich geschrieben werden – das ist in etwa so dick wie ein 10.000stel eines menschlichen Haars. Oder: Informationen und Daten für ein Hochleistungs-Handy auf einer Größe eines menschlichen Fingernagels.

O-Ton Dr. Peter Kürz:
„Wenn Sie in den nächsten ein bis zwei Jahren ein Smartphone kaufen – ein High End Smartphone – dann ein EUV-Chip drin sein. Man kann auch weiter denken – das wird für die nächsten zehn Jahre und darüber hinaus eine Schlüsseltechnologie sein, um Chips weiter zu verkleinern, um sie leistungsfähiger, energieeffizienter und auch kostengünstiger zu machen – und das ermöglicht dann Technologien wie 5G, autonomes Fahren und Künstliche Intelligenz; aber auch Dinge, die jetzt noch über unsere Vorstellungen hinaus gehen.“

Möglich macht es die Kooperation verschiedener Partner: anwendungsorientierte Wissenschaft sowie Optik- und Lasertechnologie auf Weltklasse-Niveau. 

O-Ton Dr. Peter Kürz:
„Was man sagen kann ist, dass das eine europäische und insbesondere auch eine deutsche Erfolgsgeschichte ist. Wir drei hier Nominierte stehen für ZEISS, TRUMPF und Fraunhofer IOF. Bei ZEISS und TRUMPF sind 2600 Hochtechnologie-Arbeitsplätze entstanden. Wir haben – ZEISS und TRUMPF zusammen – über eine Milliarde umgesetzt im letzten Geschäftsjähr. Tendenz weiter steigend.“
Deutschland wird bei der Entwicklung dieser neuen Chip-Generation dank Team 1 – so viel ist heute schon sicher – die Nase ganz weit vorn haben.

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Eine Operation im menschlichen Hirn gehört zu den anspruchsvollsten Disziplinen der Medizin. Die Strukturen sind so filigran, dass Erfolg und Misserfolg der Aktion nicht einmal Millimeter auseinanderliegen. Umso wichtiger, wenn der Operateur weiß bzw. sieht, was er tut. Hier ist Team mit Prof. Andreas Raabe, Dr. Michelangelo Masini und Frank Seitzinger.

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Prof. Andreas Raabe weiß, wovon er spricht. Als Neurochirurg hat er tausendfach diese Millimeter-Entscheidungen getroffen, Aneurysmen entfernt oder Gehirn-Tumore operiert. Musste sich zurechtfinden, in kleinsten Strukturen – häufig, ohne die Konsequenzen genau zu übersehen.

O-Ton Prof. Andreas  Raabe:
„Chirurgen haben oft das Problem,  dass sie nicht in Gewebe hineinschauen können.  Wir können also oft Strukturen nicht sehen, die bedeckt sind,  zum anderen aber Funktionsstrukturen, Nervengefäße, die einfach erhalten werden müssen bei der Operation.“
Daher entwickelte Raabe gemeinsam seinen Teamkollegen von Carl Zeiss Meditec in den vergangenen Jahren die hybride Operationsplattform KINEVO, mit der Prozesse – roboterbasiert -deutlich besser visualisiert werden können.

O-Ton Prof. Andreas Raabe:
„Mit dem KINEVO haben wir etwas geschaffen, das eine völlig neue Welt im Operationssaal ist. So wie vom normalen Telefon zum Smartphone mit den hilfreichen Funktionen ist es für uns der Sprung vom normalen Operationsmikroskop hin zu einer Technologieplattform – erweiterbar mit vielen Funktionen. Wir haben dort Fluoreszenztechnologien, um hineinzuschauen in Gewebe, durchzuschauen, Blutfluss zu sehen, Tumore zu sehen. Wir bekommen Assistenzen durch den Roboter, wir können ergonomischer arbeiten und für den Patienten ein besseres Ergebnis erzielen.

Kürzere Operationszeiten sowie eine schnellere Genesung der Patienten sind die Folge. All das ist so überzeugend, dass sich das System immer mehr als Standard für die hochkomplexen Operationen am Gehirn oder auch der Wirbelsäule etabliert hat. Und das nicht nur in Deutschland. In über 100 Ländern ist die Zulassung für das KINEVO bereits erfolgt. 

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Bei der Zielsetzung, den CO2-Ausstoß in den kommenden Jahren dramatisch zu reduzieren, kommt der Bauindustrie eine entscheidende Bedeutung zu. Deswegen sorgen Innovationen in diesem Bereich zwangsläufig für Aufsehen - so auch jetzt. Eine ganz neue Methode für die Dämmung von Häusern wurde nämlich in diesem Jahr für den Deutschen Zukunftspreis nominiert.  Hier ist Team 3 mit Friedbert Scharfe, Prof. Thorsten Gerdes und Dr. Klaus Hintzer.

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Es sind winzige Glaskügelchen, die innen hohl sind, die Bauingenieur Friedbert Scharfe von Maxit, der Sprecher des Nominierten-Teams zeigt. Diese Glass-Bubbles sind eine der Grundlagen für einen völlig neuartigen Dämmstoff – entstanden durch eine Kooperation zwischen Industrie und Wissenschaft, in diesem Fall der Uni Bayreuth. Neben der guten Dämmqualität ist es die relevante Einsparung von CO2, die das Dämmmaterial so interessant macht.

O-Ton Friedbert Scharfe:
Das besteht aus einer neuen Materialkombination, die sich zusammensetzt aus Glass-Bubbles und einem hohen innovativen Bindemittel.  Die Glass-Bubbles haben eine Größe von 10 Mikrometern bis 100 Mikrometern und in der Verbindung mit dem Bindemittel, das in der Herstellung noch einen 30 Prozent geringeren CO2-Footprint hat gegenüber bekannten Zementen. Diese Materialkombination ist so bislang nirgendwo auf der Welt bekannt.“

Einen weiteren Vorteil versprechen sich die Innovatoren von der Automatisierung der Fassadendämmung, die mit dem neuen Material möglich ist. Die Folge könnte nicht nur eine höhere Qualifizierung und in der Folge auch Attraktivierung der Berufsbilder sein, sondern ebenso eine deutliche Beschleunigung von energetischer Sanierung.

O-Ton Friedbert Scharfe:
„Unsere Vision ist einfach die, dass ich einen Roboter auf die Baustelle stelle, dann die Fassade visualisiere, digitalisiere oder abscanne. Der Stuckateur, der jetzt mit seinem Handwerkszeug die Fassade bearbeiten muss, wird dann über sein Handy eigene Roboter steuern und wir kommen zu einer schnelleren Arbeitsweise und zu einer Erhöhung der Sanierungsweise.“

Um die Klimaziele erreichen zu können, wird die Dynamik in diesem Markt in den kommenden Jahren zunehmen. Das Nominierten-Team verspricht sich dabei einen Marktanteil von 10 Prozent.

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Das sind sie also, die Nominierten für den Deutschen Zukunftspreis 2020. Wenn Sie mehr Informationen dazu haben möchten, dann kann ich Ihnen vor allem die Webseite des Deutschen Zukunftspreises ans Herz legen. Dort finden Sie ausführliche Informationen über jedes einzelne Projekt, die Lebensläufe der Nominierten und Videos. Also Reinklicken lohnt sich unter www.deutscher-zukunftspreis.de. Und dort gibt dann auch am 25.11. ab 18 Uhr den Livestream von der Veranstaltung mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Alternativ können Sie die Sendung am Abend im ZDF ab 22.45 Uhr ansehen.