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Nominierungen zum Deutschen Zukunftspreis 2017: Team 3 – lässt künstliche Hände sensibel fühlen

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Erläuterungen von Dr. Stefan Schulz zu „Helfende Hände - maßgeschneiderte Hightech-Prothesen“

Der Deutsche Zukunftspreis gehört zu den wichtigsten Innovationsauszeichnungen in Deutschland. Zu den wesentlichen Kriterien des Preises des Bundespräsidenten für Technik und Innovation zählen eine innovationsstarke Forschungsleistung und die Marktfähigkeit des Produktes. Drei Teams wurden von der Jury für die mit ihren Arbeiten für die Preisvergabe 2017 nominiert.

Hier die Statements von Dr. Stefan Schulz zu
„Helfende Hände - maßgeschneiderte Hightech-Prothesen“

Text zum Podcast

Anmoderation:
Was für ein großartiges Gebilde die menschliche Hand ist, das zeigen drei Zahlen. Sie hat 27 Knochen, 36 Gelenke und über 17.000 Rezeptoren. Die Hand ist ein grandioses Werkzeug. Umso schlimmer, wenn sie fehlt. Zumal auch die Medizintechnik in den letzten Jahrzehnten im Bereich der Handprothetik offenbar relativ wenig Fortschritte machen konnte. Das hat sich jetzt dank einer Karlsruher Firma gravierend geändert. Sie hat es geschafft, die menschliche Hand verblüffend ähnlich nachzubauen und ist jetzt dafür für den Deutschen Zukunftspreis nominiert worden.

Beitrag:
Keine Frage: sie sieht aus wie eine Hand. Und sie kann vieles, was eine richtige Hand kann.

O-Ton Dr. Stefan Schulz
„Die Prothesen sind besonders leicht. Sie sind anatomisch geformt, haben ein ansprechendes Design und sie besitzen einen Tastsinn – d.h. mit diesen Prothesen kann der Prothetiker wieder fühlen.“

erklärt Dr. Stefan Schulz, Chef der Firma Vincent Systems. Der künstliche Tastsinn erlaubt es, die Prothese sehr sensibel zu verwenden und auch ohne Sichtkontakt sicher zu greifen. Die Steuerung von Hand und Fingern erfolgt allein durch Muskelsignale.

Besonders für Kinder und Jugendliche stellt die Neuentwicklung einen Quantensprung dar, weil ihre neu entwickelten Ersatzhände dafür sorgen, dass sie vieles erfahren und erleben können, was ihnen bislang versagt blieb.

O-Ton Dr. Stefan Schulz
„Das Besondere an der Kinderprothetik ist, dass die Prothesen besonders klein sein müssen, leicht sein müssen, aber auch unglaublich robust. Und gerade in diesem Bereich gab`s bislang Prothesen, die einfachste Funktionalitäten aufwiesen – also das Öffnen und Schließen. Und das in einem Umfang, dass das Assistieren einer Prothesenhand mit einer gesunden Hand fast unmöglich war, also das Greifen eines Glases oder einer vollen Flasche. Wir bieten jetzt erstmals eine Kinderhandprothese an mit Einzelfingerbeweglichkeit. Also das, was man bislang nur kennt für Erwachsene, machen wir jetzt zugänglich für Kinder und Jugendliche.“

Aber auch in anderen Bereichen eröffnet die Innovation von Stefan Schulz und seinem Team ganz neue Möglichkeiten.

O-Ton Dr. Stefan Schulz
„Wir haben natürlich die Vision, dass wir die hochkomplexe menschliche Hand weitgehend nachbilden wollen, also die Hand noch leichter, noch robuster gestalten, mit viel mehr Tastsinn auszustatten – und dieses Potential eröffnet natürlich nicht nur im Bereich der Prothetik, sondern auch im Bereich der Orthetik – also Patienten, die einen Schlaganfall erlitten haben, die zum Beispiel ein assistierendes System brauchen, das man von außen über die Hand zieht, wie ein angetriebener Handschuh zum Beispiel, der es gelähmten Menschen ermöglicht, wieder ihre Hand zu benutzen.“

Wichtig ist nun, dass möglichst viele Patienten von den neuen Möglichkeiten in der Handprothetik Kenntnis bekommen. Die Nominierung zum Deutschen Zukunftspreis 2017 wird dafür auch sorgen.

Die Bekanntgabe der Gewinner durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier findet in der Preisverleihung am 29. November 2017 in Berlin statt.