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Nominiert 2010

Chemische Beschleuniger

Chemische Beschleuniger im Turbotest – neue Katalysatoren eröffnen Energieoptionen

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth (Sprecher)*
Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
*Max-Planck-Institut für Kohlenforschung,
Mülheim an der Ruhr
hte Aktiengesellschaft, Heidelberg

(v.l.n.r.) Dr. rer. nat. Dirk Demuth, Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth,
Dr. rer. nat. Wolfram Stichert

Katalysatoren bringen chemische Reaktionen in Schwung. Sie helfen etwa dabei, umweltschädliche Stoffe aus Abgasen zu entfernen, Grundstoffe für Farben oder Medikamente möglichst effizient zu gewinnen oder Kunststoffe aus pflanzlichen Materialien statt aus Erdöl herzustellen. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zu Klimaschutz und einem sparsamen Umgang mit Energie und Ressourcen. Doch wie kann man schnell und effizient den am besten geeigneten Katalysator aufspüren?

Prof. Dr. Ferdi Schüth, Dr. Dirk Demuth und Dr. Wolfram Stichert wiesen den Weg, um eine Vielzahl verschiedener Stoffe gleichzeitig auf ihre Tauglichkeit als Katalysator zu testen – und dabei treffsicher den wirkungsvollsten Reaktionsbeschleuniger zu identifizieren. Ferdi Schüth ist wissenschaftliches Mitglied und Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung. Außerdem ist er einer der Gründer der Heidelberger hte AG, wo er als Aufsichtsmitglied tätig ist. Dirk Demuth war an der Gründung dieses Unternehmens ebenfalls beteiligt und leitet es als Vorstandsvorsitzender. Wolfram Stichert ist ein weiterer Mitgründer der hte AG und seit 2003 Finanzvorstand des Unternehmens.

Herzstück des von den drei nominierten Forschern und des Teams der hte AG entwickelten Systems ist die Parallelreaktortechnik. Sie bündelt mehrere Dutzend einzelne Rohre, in denen das Reaktionsmedium über unterschiedliche Katalysator-Kandidaten synchron hinweg strömt. Auf diese Weise laufen zahlreiche Experimente parallel ab, die bislang mit großem Aufwand nacheinander gemacht werden mussten.

Neue Katalysatoren, etwa für schadstoffärmere Verbrennungsprozesse, lassen sich so bis zu 100 Mal schneller auffinden. Um das effektive Experimentiersystem zu verwirklichen, mussten Schüth, Demuth und Stichert auch neuartige und schnelle Analysetechniken entwickeln. Dabei nutzten die Forscher unter anderem Methoden der künstlichen Intelligenz. Auch eine speziell an das Hochdurchsatztestverfahren angepasste Software, die die Messdaten erfasst und auswertet, gehört zu den tragenden Säulen der Innovation.

Als Vorbild dienten den Nominierten Verfahren, mit denen in der Pharmaindustrie sehr viele Substanzen schnell auf ihre Tauglichkeit als Medikamentenwirkstoff untersucht werden. Unter anderem die hohen Reaktionstemperaturen von oft mehreren hundert Grad Celsius machten eine Übertragung auf die Katalysatorentwicklung jedoch schwierig. Dass sie den drei Forschern dennoch gelang, ist von immenser Bedeutung für Wirtschaft und Klimaschutz. Der Umsatz mit Katalysatoren beträgt weltweit über 10 Milliarden Euro pro Jahr. Die damit erzielte Wertschöpfung ist noch 100- für 1000-fach höher. Das Hochdurchsatzverfahren senkt die Kosten der Katalysatorentwicklung und legt die Basis für neue technische Möglichkeiten in vielen Bereichen der Industrie: Es gibt den Automobilingenieuren ein Werkzeug an die Hand, um auch künftige strengere Abgasnormen erfüllen zu können. Es hilft beim Ersatz von Erdöl durch nachwachsende Rohstoffe, etwa bei der Herstellung synthetischer Biokraftstoffe. Und es beschleunigt die Entwicklung von neuen Materialien für leistungsfähige Batterien für den Einsatz in Elektroautos.

Die Forscher begannen in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre mit der Entwicklung der Parallelreaktortechnik. Ihnen gelang es, ein überzeugendes Konzept zu erarbeiten, das sie durch die Gründung des Unternehmens hte (the high throughput experimentation company) rasch in die kommerzielle Vermarktung überführten. Die BASF AG war von Beginn an größter Kunde und übernahm 2008 75 Prozent der Anteile an hte. Inzwischen wurden bei hte über 160 Arbeitsplätze geschaffen, seit seiner Gründung hat das Unternehmen insgesamt rund 100 Millionen Euro Umsatz gemacht. Das Hochdurchsatztestverfahren ist sehr erfolgreich am Markt und wird von vielen Unternehmen aus dem Umfeld der chemischen, petrochemischen und Öl-Industrie routinemäßig eingesetzt.

Das Vorschlagsrecht zum Deutschen Zukunftspreis obliegt den führenden deutschen Einrichtungen aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie Stiftungen.

Das Projekt "Chemische Beschleuniger im Turbotest – neue Katalysatoren eröffnen Energieoptionen" wurde von der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. gemeinsam mit der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und dem Innovationspreis NRW vorgeschlagen.

"Er nimmt zwei Moleküle, die eine Affinität zueinander haben, aber aus irgendwelchen Gründen nicht zusammenkommen, lässt sie reagieren und formt damit etwas Neues."

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth

Fragen an die Nominierten

Katalysatoren sind für die meisten Menschen schlicht ein Teil ihres Autos. Der Begriff steht aber auch für notwendige Reaktionen bei Dingen, die wir in unserem täglichen Leben ständig nutzen – insbesondere in der chemischen Industrie geht nichts ohne Katalysatoren. Bitte beschreiben Sie, was es mit Katalyse und mit Katalysatoren eigentlich auf sich hat und in welchem Bereich der Technologieentwicklung Ihr Projekt angesiedelt ist.

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Katalysatoren – das erkläre ich am liebsten mit dem chinesischen Schriftzeichen für Katalysatoren, denn es ist das gleiche wie für Heiratsvermittler. Denn der Heiratsvermittler macht im Prinzip genau dasselbe wie der Katalysator: Er nimmt zwei Moleküle, die eine Affinität zueinander haben, aber aus irgendwelchen Gründen nicht zusammenkommen, lässt sie reagieren und formt damit etwas Neues. Bei 90 Prozent aller chemischen Reaktionen braucht man Katalysatoren. Beispiele sind die Petrochemie – kein Tropfen Benzin ist ohne einen Katalysator entstanden –, Düngemittel, die mithilfe von Katalysatoren wirken, und – das wohl bekannteste Einsatzfeld – wir fahren Auto mit Abgaskatalysatoren. Wie gesagt, es gibt fast nichts in der chemischen Produktion, was ohne Katalysatoren läuft.
Die Katalyse ist eine Effizienztechnologie. Eigentlich geht es hier sogar um zwei Dimensionen von Effizienz: Die Katalyse selbst ist eine Effizienztechnologie, denn sie gestaltet die chemische Produktion ressourcenschonender, und auch das, was durch unsere Innovation geschieht – also das, was die hte AG macht –, ist eine Effizienztechnologie in der Katalysebranche, denn die Entwicklung der Katalysatoren wird effizienter.
Mit dem Begriff wird exakt beschrieben, warum die chemische Industrie Katalysatoren einsetzt. Zum einen ermöglichen sie Reaktionen bei niedrigen Temperaturen, was bedeutet, dass man nicht so viel Energie braucht – auch wenn die meisten chemischen Reaktionen leider nicht ganz so glatt laufen, wie man das gerne hätte – a + b gibt nicht immer = c! Zum anderen führen Katalysatoren dazu, dass möglichst viel von dem entsteht, was man sich wünscht, also wenig Abfälle anfallen. Ausgangsstoffe werden also besser genutzt, und es entstehen exakt die Produkte, die man haben will.

Um zu illustrieren, wovon wir hier reden, nennen Sie uns doch dazu einige Zahlen.

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Der Katalysatormarkt beläuft sich auf über zehn Milliarden Euro, und man schätzt, dass die Wertschöpfung durch Katalyse um den Faktor 100 bis 1000 höher ist. Katalyse generiert folglich weltweit zwischen einer und zehn Billionen Euro an Wertschöpfung. Das ist die Dimension, über die wir hier reden.

Man unterscheidet „heterogene Katalyse“, „homogene Katalyse“ und „Bio-Katalyse“. Auf welche der drei „Spielarten“ beziehen sich Ihre Arbeiten?

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Ich fange mal mit der heterogenen Katalyse an. Der eine oder andere hat sicherlich schon einmal gesehen, wie ein Katalysator im Auto aussieht: ein großer, poröser Block, mit Kanälen durchzogen – das ist ein Feststoff. Das Gas hingegen, das reagiert, ist gasförmig. Das heißt, hier liegen zwei der drei unterschiedlichen Aggregatzustände fest – flüssig – gasförmig vor. Wenn also ein gasförmiger Reaktand an einem festen Katalysator reagiert, dann sprechen wir von einer heterogenen Reaktion.
Wenn der Katalysator als Molekül in einer Flüssigkeit gelöst ist, gibt es nur die flüssige Phase – das ist die homogene Katalyse. Und mit Bio-Katalyse sind Katalysatoren gemeint, die in unserem Körper arbeiten, Enzyme, die dafür sorgen, dass die Lebensprozesse beschleunigt werden. Ein Bio-Katalysator ist demnach ein Katalysator, der in Lebewesen arbeitet und uns am Leben erhält.

Kommen wir zur Entwicklungsgeschichte: Wie ging man bisher vor, und wie hat Ihre Innovation das Vorgehen verändert?

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Gehen wir mal auf den berühmtesten katalytischen Prozess zurück, das Haber-Bosch-Verfahren zur industriellen Entwicklung von Ammoniak. Anfang des vorigen Jahrhunderts entwickelt, war dieser Prozess die Basis der industriellen Synthese von Düngemitteln. Um den richtigen Katalysator zu finden – man wusste also zu dieser Zeit, dass diese Reaktion im Prinzip möglich sein würde –, brauchte man den richtigen „Heiratsvermittler“. Dazu führte Alwin Mittasch Tausende Versuche durch. Schließlich wurde er mit einem Eisenerz aus Schweden als Katalysator fündig. Aber das war eine unendlich mühevolle Arbeit: Er stellte jeden einzelnen Katalysator her, untersuchte jeden einzelnen Katalysator in einem Reaktionsexperiment und stellte fest, was dabei entstand. Das kostete viele, viele Personenjahre und viel Laborkapazität.
In den 90er-Jahren sah man in der Pharmaindustrie – und jetzt kommen wir zur Innovation –, dass man das Verfahren der Molekülsynthese und der Analyse der biologischen Wirkung durch Parallelisierung, Automatisierung und Informatikunterstützung wesentlich effizienter machen konnte. Aber niemand dachte daran, dass man solche Techniken auch für den mühevollen Weg der Katalysatorentwicklung nutzen könnte. Und genau hier setzten wir von der hte AG an. Die ursprüngliche Idee war, das Prinzip zu adaptieren: Es musste doch möglich sein, nicht nur ein Experiment zu machen, zu analysieren und dann das nächste Experiment durchzuführen, sondern mit der richtigen Technologie sollte es möglich sein, 50, 100 oder sogar noch mehr Experimente gleichzeitig zu machen. Das war wahrscheinlich der gedankliche Sprung, der entscheidend war. Er musste dann in Konzepte, Versuchsaufbauten und Reaktoren umgewandelt und realisiert werden.
Wichtig ist auch das, was hinterher patentiert worden sollte: Wie sehen die Reaktoren aus, wie muss man bestimmte Analyseverfahren gestalten, dass statt eines Experiments 1 000 Experimente durchgeführt werden können? Das Entscheidende jedoch war der gedankliche Sprung: Was die Pharmaleute ursprünglich realisiert hatten, sollte nun auch in der Katalyseforschung funktionieren. Ich kann mich gut an eine Sitzung erinnern, bei der die gesamte deutsche Katalyse-Szene versammelt war: Konsens war, dass „das nicht geht“, denn in der Katalyseforschung „ist das alles ganz anders!“ Mit hohen Temperaturen und hohen Drücken, „das geht alles überhaupt nicht“. Nach dieser Sitzung bin ich zurück ins Labor – Wolfram Stichert, Stephan Schunk und Armin Brenner waren dabei –, und habe gesagt: „Hat nicht mal einer von euch Lust, das zu versuchen? So und so ungefähr müsste man das machen.“ Und die drei legten los, zeichneten Baupläne für Reaktoren, bauten die ersten Prototypen, von denen viele nicht funktionierten (lacht).
Im Prinzip ist das, was im Patent enthalten ist, nicht einmal der entscheidende, große Gedanke. Vielmehr ist es der methodische Ansatz, der dann letztlich in der Technologieplattform der hte AG zur Materie geworden ist. Da kam ganz viel zusammen, was man mit dem Satz „Lass uns die Dinge mal ganz anders versuchen!“ auf den Punkt bringen kann.

Lassen Sie uns das konkretisieren. Worum geht es bei Ihrer Innovation, was haben Sie entwickelt?

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Das kann man mit einem Satz beschreiben: Wir haben dafür gesorgt, dass die Katalysatorforschung schneller und effizienter durchgeführt werden kann. Das Interessante dabei ist: So viel anders als bisher gehen wir gar nicht vor, wir machen es nur parallel oder sehr schnell hintereinander und liefern dabei genauso gute oder bessere Daten wie unsere Kunden ohne Einsatz von Hochdurchsatztechnologie.
Das sind viele, viele Zahnräder, die innerhalb der Technologieplattform ineinandergreifen müssen. Und wir optimieren immer weiter: noch besser, noch schneller, noch genauer. Das betrifft das ganze Team, nicht nur die Chemiker, wir haben Ingenieure und Informatiker, wir haben die Physiker und Zahntechniker, die Feinmechaniker, die Elektriker und, und, und. Alle zusammen sorgen dafür, dass dieses Getriebe rund läuft – das ist es, was hte auszeichnet.

Dabei spielen ja auch die – wie Sie es nennen – „Automatisierung“ eine Rolle, also die Parallelisierung der Katalyseforschung, sowie die Verarbeitung der Daten mit einer spezifisch entwickelten Software, die ebenfalls entwickelt worden ist. Ist das ein weiterer Schritt in Ihrer Innovation?

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Alle Daten werden in einer konzertierten Art und Weise erfasst und verarbeitet. Das ist der wesentliche Unterschied zu dem vorher geschilderten manuellen Prozess: Alle Maschinen laufen vollautomatisiert, alle Prozessparameter werden erfasst und abgebildet und können korrigiert werden. Auf diese Weise erhalten wir eine sehr große Datensammlung, die wir intelligent durchsuchen können, um so schneller zum Ziel zu kommen. Ziel ist, einen Katalysator – für irgendeinen Prozess – möglichst schnell für unsere Kunden zu verbessern. Darauf kommt es an: ein Material zu finden, nicht tausend herzustellen, dieses eine Material gut zu entwickeln und es dann an den Kunden weiterzugeben.

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Das würde ich gerne ergänzen. Ein sehr signifikanter Anteil der Arbeit liegt im Informatikbereich; bei hte arbeiten allein mehr als 20 Menschen ständig daran. Die Daten, die bei hte generiert werden, kann man nicht mehr manuell inspizieren: Man sieht, wenn man sie sich anschaut, keine Muster. Der Chemiker würde ohne Hochdurchsatzmethoden seine Experimente machen, die Ergebnistabellen inspizieren und Korrelationen sehen. Doch wenn man Daten in der Menge erzeugt, wie sie hier generiert werden, geht das nicht mehr: So wird hier nicht nur Software entwickelt, die Daten aufnimmt, visualisiert und speichert, sondern hier wird Software entwickelt, die diese Daten durchsucht und versucht, daraus Trends abzuleiten, aus ihnen Wissen zu generieren. Es ist sicherlich eine der größten Herausforderungen, diese Software weiter zu verbessern.

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
Dazu eine Ergänzung: Technologisch gesehen haben Sie in Hochdurchsatzexperimenten die Synthese von Materialien und Katalysatoren, das Testen von Materialen und die Datenverarbeitung. Auf jeder dieser Ebenen ergibt sich eine spezifische Herausforderung dadurch, dass man den Prozess parallel durchführt. Wenn man zum Beispiel Katalysatoren parallel testet, muss man dafür sorgen, dass in jedem dieser Reaktoren die gleichen Bedingungen gegeben sind, sonst sind sie nicht mehr miteinander vergleichbar. Wenn bei einem dieser Reaktoren eine Volumenvergrößerung oder eine Kontraktion stattfindet, dann haben Sie ein Problem, die Flüsse in allen Reaktoren gleich zu halten – das ist nur ein Beispiel unter sehr, sehr vielen, bei denen das Spezifikum Parallelreaktion eine technologische Herausforderung darstellt.

Was hat Sie damals gereizt, das Thema auf diese Weise anzugehen?

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
An die Situation kann ich mich noch gut erinnern. Ferdi Schüth kam zur Tür herein und sagte: „Wir behandeln Katalyse in dem Arbeitskreis. Wie wär’s, wenn wir das parallel angehen würden? Und schnell?“ Dann haben wir kurz überlegt: „Klar, machen wir!“ Für uns war das Thema vor allem deshalb so interessant, weil die Denkweise in der Katalysatorforschung ein wenig eingefahren war: Man war es gewohnt, Einfachreaktoren zu nutzen, verwendete größere Volumina, die schaut man sich wochenlang an, dann weiß man alles über dieses eine Material – die richtige Herangehensweise, wenn man verschiedene Prozessbedingungen testen möchte, aber völlig ineffizient für das Testen von unterschiedlichen Katalysatormaterialien. Plötzlich kommt einer daher und fragt: „Was wäre, wenn man noch mehr Materialien gleichzeitig anschaut?“ Uns war sofort klar, dass dieser eine andere Denkweise, eine andere Herangehensweise darstellt. Und das reizt natürlich!

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Für mich war die Triebfeder – wie häufig bei Leuten aus dem akademischen Bereich – die Frage: „Wir wollen doch mal sehen, ob das geht, ob das machbar ist.“ Und dann, wenn es tatsächlich klappt, ist es eine tolle Sache, und wenn nicht, dann schaut man, ob der nächste Ansatz funktioniert. Es ist reine Neugier, ob die Idee tragfähig ist. Und das haben die anderen aufgegriffen.

Und wie ist dann aus der Idee eine Firma, die Ausgründung, geworden?

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Auch diese Situation ist ganz klar festzumachen. Wir hatten den ersten Prototypen schon gebaut. Und dann standen wir auf der Promotionsfeier einer Mitarbeiterin, und ich habe zu Dirk Demuth gesagt: „Wenn ich je eine Idee hatte, von der ich glaube, dass man damit Geld verdienen kann, dann wäre es diese.“

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Und ich habe erwidert: „Warum machen wir es dann nicht?“ Ich war zu dieser Zeit bei BASF in der Katalyseforschung tätig. Wir hatten schon vorher auch mit der Firma Symyx in USA gesprochen, die dann später unser Konkurrent wurde.

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Ausschlaggebend war unser persönliches Interesse, andere Wege zu gehen, und daraus sind im Prinzip die erste Geschäftsidee und 1997 der erste Business-Plan entstanden. Den haben wir BASF und möglichen anderen Kunden vorgestellt und versucht, sie zu überzeugen – was uns auch gelungen ist.

Bei Ihnen hat es also geklappt. Was haben Sie anders gemacht als andere?

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
Wir waren wohl näher an der Realität dran als unsere Konkurrenten. Die haben versucht, alles noch mal um einen Faktor zehn oder 100 schneller zu machen; sie wollten einfach noch mehr und haben sich damit bei den Ergebnissen zu weit von der Realität entfernt.

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Aber es gehört auch Glück dazu: zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Für dieses Unternehmen gab es meiner Meinung nach ein Zeitfenster von ungefähr einem Jahr, weil auch andere mit ähnlichen Technologien starteten. Wir wollten aber die Ersten sein. Hinzu kam, dass es ein langes, vertrauensvolles Verhältnis zu BASF gab, was die Sache natürlich viel einfacher machte, zu einem Partner hinzugehen und zu sagen: „Wir haben hier etwas!“ Dirk Demuth, der bei BASF arbeitete, hatte den internen Blickwinkel und kannte die Notwendigkeiten des Marktes – das, was Wolfram Stichert als die „Anschlussfähigkeit an bekannte Technologien“ definierte. Wie gesagt, Symyx verfolgte einen ähnlichen Ansatz, aber so, dass er in der Katalyse nicht nutzbar war – im Bereich der Materialforschung ja, aber nicht in der Katalyse.
Es sind aber noch andere Faktoren wichtig: Es waren sieben Personen, die sich hervorragend verstanden, die die richtige Mischung an Charakteren mitbrachten, Leute mit einem gewissen Geschäftssinn, Verrückte, Realisten, Wissenschaftler … man braucht so eine Mischung. Es funktioniert nicht, wenn man nur Menschen hat, die sehr straight sind, und wenn man nur Verrückte hat, stirbt ein Projekt nach zwei Jahren. Und so kamen ganz viele Elemente zusammen, die am Ende dazu geführt haben, dass diese – ja, vielleicht revolutionäre - Idee tatsächlich umsetzbar war.

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Wir haben es damals, 1998, geschafft, BASF auf Basis einer PowerPoint-Präsentation und eines Messingreaktors zu überzeugen: 31 Millionen DM für eine Idee – und damit haben wir uns über fünf Jahre zum Großteil finanziert.

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Ein blonder Professor, zwei Langhaarige und ein Bärtiger gehen zu BASF, wollen Geld haben und werden nicht achtkantig rausgeworfen. Das war tatsächlich so: Diese Idee hatte Überzeugungskraft. Und es war der richtige Zeitpunkt; zwei Jahre später wäre zu spät gewesen.

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Was auch geholfen hat: BASF stellte mich zu der Zeit frei. Ich hatte die offizielle Erlaubnis, mich um diese Thematik zu kümmern, im Sinne eines eigenen Unternehmens mit BASF als möglichem Kunden.

Das Thema „Mitarbeiter – Team“ ist ein wichtiges Stichwort. Wie viele Leute haben anfangs mitgearbeitet?

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Ende 1999 waren wir zu zwölft bei hte, Ende 2000 waren es dann schon 24 – heute sind es circa 160.

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Das allererste Gründerteam – es gibt da so etwas wie ein Gründungsfoto der hte – saß bei uns im Wohnzimmer um den Tisch herum, Dirk Demuth, Wolfgang Stichert, Stephan Schunk und Armin Brenner. Das war das erste Kernteam. Weil wir das Gefühl hatten, zusätzlich industrielle Erfahrung im Team zu brauchen – außer Dirk Demuth konnte niemand Industrieerfahrung vorweisen –, kamen dann ein Kollege aus der damaligen Degussa, Wolfgang Strehlau, und schließlich John Newsam aus USA, die beide nicht mehr im Unternehmen sind. Das waren die sieben Gründer. Dann wurde das Team sehr schnell größer, es kamen zum Beispiel Jens Klein, Alfred Haas und Bianca Linke als Mitarbeiter der ersten Stunde hinzu.
Das ging auch damit einher, dass die Technologieplattform breiter wurde. Am Anfang waren die Schlüsselkomponenten die Reaktoren, die so laufen mussten, dass in allen Kanälen die gleichen Bedingungen herrschten – das ist immer noch eines der ganz wesentlichen Kernelemente. Aber es reichte eben nicht, und in den Jahren darauf wurde die eigentliche Technologieplattform zusammengestellt. 2005 war hte so weit, dass alle notwendigen Elemente der Plattform entwickelt waren. Das war auch die Zeit, in der die Kundenbasis deutlich größer wurde.

Sie haben die Dinge, die entwickelt wurden, patentieren lassen, anfangs gab es aber Probleme. Haben Sie jetzt ein Alleinstellungsmerkmal?

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
Die ersten Patente haben wir bereits 1998 eingereicht, und das war auch sehr wichtig. Patentstreitigkeiten sind normal für einen neuen Markt. Wenn die Möglichkeiten im Markt sichtbar werden und es möglicherweise etwas zu holen gibt, dann wird gerade in technisch getriebenen Märkten versucht, so viel wie möglich „hineinzupatentieren“. Und wir hatten es mit einem sehr aggressiven Wettbewerber zu tun, der versucht hat, wirklich extrem breit ganze Bereiche wegzupatentieren, doch letztlich hat sich in sehr vielen unterschiedlichen Verfahren vor dem Europäischen Patentgericht herausgestellt, dass dieser Versuch im Wesentlichen erfolglos war. Diesen Patentstreit haben wir erst voriges Jahr beigelegt. Wir haben unseren Frieden mit dieser Firma geschlossen, und das Thema ist erledigt.
Zum Thema Alleinstellungsmerkmal: Das ist auf einer ähnlichen Ebene zu beantworten wie die Frage, wie unsere Technologie aussieht. Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir den Hochdurchsatzzyklus für wesentliche, ökonomisch interessante Bereiche geschlossen haben. Gerade in den Bereichen Petrochemie oder Oxidationskatalyse sind wir in der Lage, diesen Zyklus schneller und genauer darzustellen als andere. Schnelle Lösungen sind nicht alles. „Schnell“ können viele, aber sie müssen auch genaue Ergebnisse liefern, so wie das auch mit herkömmlichen Methoden machbar ist. Und das ist das Alleinstellungsmerkmal von hte – das, was wir im Kernbereich der Katalyse leisten können.

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Was mich fasziniert hat – genau in diesem Bereich, den Wolfram Stichert gerade dargestellt hat –, war die Rückmeldung von Kunden, die gesagt haben: „Was ihr parallel erledigt, ergibt Daten besserer Qualität, als wir in unseren Labors im Einzelnen erzielen.“ Das zeichnet genau das aus, was hier etabliert ist: Bessere Qualität und gleichzeitig die Umsetzung 20-, 30-, 40-mal so schnell zu machen – das ist etwas Besonderes.

Aus der Innovation wurde der Weg zum Produkt vollzogen. Was ist als Angebot an den Markt entstanden?

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
hte besitzt eine Technologieplattform, die zwei Märkte bedient. Unser eigentlicher „Markt“ – der erste Weg – sind die großen Unternehmen dieser Welt in den Bereichen Öl und Chemie. Mit diesen Unternehmen arbeiten wir am Standort Heidelberg an deren Forschungsthemen zusammen, zum Beispiel der Entschwefelung von Rohöl. Wir arbeiten diese Fragestellungen mit ihren Teams aus, wir liefern Daten – das ist das Produkt. Weiterhin – und dies ist der zweite Weg – stellen wir vollautomatisierte Technologie für einen bestimmten Anwendungsbereich für diese Kunden zur Verfügung. Wir liefern Hardware und Software beim Kunden aus und helfen ihm beim Betrieb. Das sind die beiden Säulen des Geschäftes.

Und wie viele Mitarbeiter arbeiten daran?

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
Wir haben derzeit etwa 160, 1999 waren es zwölf – die Belegschaft ist über die Jahre kontinuierlich größer geworden. Wir mussten nie Leute entlassen, Kurzarbeit war nie ein Thema. Vom Ausbildungsstand her sind wir ein hochtechnologisches Unternehmen. Viele – etwa die Hälfte des Personals – haben eine akademische Ausbildung, und alle anderen sind sehr stark technisch fokussierte Mitarbeiter. In Summe macht dies das Alleinstellungsmerkmal der hte AG aus.

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Wir haben über die Jahre über 100 Millionen Euro erwirtschaftet und auch viel in das Unternehmen gesteckt, insgesamt mehr als 30 Millionen. Darin sehe ich eine erhebliche Leistung: wenn nicht Dividenden ausbezahlt werden, sondern das Geld reinvestiert wird, um die kontinuierliche Fortentwicklung der Technologie zu gewährleisten, um das Unternehmen stabiler zu machen und das Angebot einem breiteren Markt präsentieren zu können.

Sie haben ja inzwischen BASF als großen Partner in Ihrem Unternehmen. Sind Sie noch der Herr Ihrer Entscheidungen?

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Ja, wir glauben, dass das Unternehmen BASF weiß, was es an der hte AG hat. Es weiß auch, dass – wenn es hier zu stark Einfluss nimmt –, das Pflänzchen, das mittlerweile ein Baum geworden ist, Schaden nehmen könnte BASF hat uns aber auch gezeigt, dass mit hte ganz bewusst ein anderer Weg beschritten wird, und unterstützt uns wirklich sehr stark. Gerade im vergangenen Jahr in der Wirtschaftskrise standen enorme Mittel bereit, bei hte zu investieren und die Technologieplattform weiter auszubauen mit dem Ziel, uns noch stärker am Markt zu positionieren.

Sie haben den Standort Heidelberg für das Unternehmen ausgewählt, weil es hier eine wissenschaftliche und feinmechanische Tradition gibt. Dieses Know-how wollten Sie nutzen. Wäre es für Sie denkbar, mit Ihrer Produktion ins Ausland zu gehen?

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
Unsere Marktstellung beruht darauf, dass wir die beste Technologie haben. Wir können diese beste Technologie herstellen, weil wir eine ganz enge Verzahnung zwischen denjenigen haben, die die Technologie entwickeln und herstellen, und denjenigen, die die Forschungsprojekte durchführen und die Anwendung der Technologie beurteilen können. Das heißt, wenn wir eine von diesen Komponenten rausnehmen, fehlt uns diese Verzahnung. Wir müssten somit die gesamte Firma nach draußen verlagern, und das steht nicht zur Debatte.

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Außerdem: Heidelberg ist ein guter Standort – internationaler Flughafen, Super-Image im Ausland, feinmechanische Industrie vor der Haustür, hervorragend ausgebildete Bevölkerung, Universitätsstandort – was will man mehr?

Nun nochmals die bereits gestellte Frage, allerdings vor dem Hintergrund des Deutschen Zukunftspreises: Was genau wird mit der Nominierung an Ihrer Innovation gewürdigt? Ist Ihr Projekt nur die konsequente Weiterentwicklung einer Technologie, oder wo ist die Innovation zu markieren?

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Das ist der Paradigmenwechsel, wie man Forschung auf diesem Gebiet macht, der dann in die Technologie, die man dazu braucht, gegossen wurde! Es sind eigentlich zwei Komponenten: Zunächst musste der gedankliche Sprung vollzogen werden – das ist der schwierigste Teil. Einfach zu sagen: „Wir machen die Dinge ganz anders als vorher“, das war der erste und entscheidende Schritt. Daraus konsequent die Komponenten der Technologie zu entwickeln ist der zweite Schritt, der sich logisch anschließt. Der Sprung, dieser Paradigmenwechsel, ist entscheidend: Mache ich ein Experiment, werte es aus, mache das nächste und so weiter, oder versuche ich – und der ursprüngliche Ansatz war so –, einfach viel mehr zu messen, aber dafür nicht ganz so genau? Das war auch zunächst durchaus zu verkaufen, unsere ersten Kunden haben das akzeptiert. Aber an irgendeinem Punkt sagten sie: „Jetzt könnt ihr es ganz schnell, aber wir wollen es gleichzeitig so genau, wie es vorher war, oder noch genauer.“ Diesen Sprung haben wir dann mitgemacht. Denn wenn ein junges Unternehmen nicht adaptionsfähig ist und auf das, was vom Markt zurückkommt, nicht reagiert, ist es zum Scheitern verurteilt.
Außerdem: Die Tatsache, dass man für eine Idee mehr als 16 Millionen Euro bekommt, zeigt, dass ihr ein enormes Potential zugeschrieben wird.

Waren Sie immer überzeugt, dass es klappt, oder haben Sie an diesem Weg auch einmal gezweifelt?

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Es gibt immer Aufs und Abs.

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Ich hab nie fundamental gezweifelt. Ich habe meiner Mutter damals gebeichtet, dass ich da viel Geld hineinstecke, denn die erste Kapitalerhöhung war nicht ohne für mich, und sie hat mich für verrückt erklärt … Aber ich war immer davon überzeugt.

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Und es war ein berufliches Risiko …

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Für euch war das Risiko viel höher als für mich, ich hatte meine Sicherheit als Professor.

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Das Risiko lag eher darin, dass gerade im Outsourcing-Bereich die Dienstleistungen zuerst „geköpft“ werden, wenn es mit der Wirtschaft bergab geht. Es hat manchmal lange gedauert, bis der Vertrag, den wir brauchten, kam. Aber wir haben es immer geschafft – Aufs und Abs, aber dabei immer stetig weiter.

Gab es in der technologischen Entwicklung irgendwann mal einen Schwachpunkt, der Sie zweifeln ließ?

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Die Technologieentwicklung ging im Wesentlichen glatt. Zuerst die selektive Oxidation, gefolgt von Abgaskatalyse, dann Synthesegaskonvertierung, die Aufreinigung von Ölen und so fort. Wir haben systematisch unser Anwendungsportfolio ergänzt.

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
Ich glaube, drei oder vier weniger erfolgreiche Ansätze haben wir schon gestartet.

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Es gibt Teillösungen, wenn eines der vielen Zahlenrädern nicht funktioniert muss dann wieder etwas Neues entwickeln.

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Was die Technologie angeht, würde ich sagen: Der Baum, der Hauptast oder der Stamm war da. Es gab Seitenäste, die wir nicht weiter verfolgt haben. Aber es ist nicht so, dass wir irgendwann den Baum umgesägt und neu gepflanzt haben.

Das Wachstum ist sichtbar, Sie haben am Standort etliche Gebäude dazugemietet, gekauft und ausgebaut. Wohin geht die Entwicklung der hte AG?

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Die hte AG bleibt ein Zukunftsunternehmen für Chemie und Katalyse am Standort Heidelberg für ein internationales Geschäft.

Ihre Entwicklungen sind bereits durch die Nominierung als „Innovation“ gewürdigt worden. Was bedeutet denn Innovation für Sie persönlich?

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Innovation bedeutet für mich, von einer Idee ausgehend, etwas Neues am Markt zu etablieren.

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
Wir sind ein wenig durch BASF geprägt. Dort hieß es: Ideen, das ist die eine Sache. Aber Innovationen sind nicht Ideen. Innovationen, das sind Ideen, die einen „market grip“ haben, die es schaffen, einen Markt aufzuräumen. Und das ist auch für uns die Bedeutung von Innovation.

Was ist Erfolg?

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Erfolg im wirtschaftlichen Sinne ist unser Umsatz, sind positive Ergebnisse, wobei ich es einschränken möchte: Stetig und kontinuierlich ist mir lieber als gepusht. Ansonsten ist Erfolg für mich eher etwas privat Definiertes, das viel Zufriedenheit und Genugtuung auslöst.

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Erfolg ist für mich die Realisierung eines Plans oder eines Traums im Leben. Ein Traum vielleicht eher im Privaten, ein Plan vielleicht im Beruflichen. Plan – das bedeutet, sich etwas vorzunehmen, dann zu arbeiten oder es passieren zu lassen und dann am Ende zu sehen, ob es so geworden ist, wie man es sich vorgestellt hat.

Was ist Kreativität für Sie? Und: Ist Kreativität in einem technischen Prozess überhaupt gefragt?

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
Natürlich. Ohne Kreativität können Sie nichts wirklich Neues auf die Straße bringen. Kreativität ist die Eigenschaft, nicht in bekannten Denkmustern zu denken, sondern in der Lage zu sein, in einem realitätsnahen Rahmen Dinge, die anders und besser sind, nach vorne zu bringen.

Ist das, was Sie gerade beschrieben haben, auch ein Ergebnis von Bildung und Ausbildung?

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
Natürlich. Bildung und Ausbildung sind die Basis. Sie können nicht Kreativität im luftleeren Raum ausleben – das bringt nichts. Das ist es, was ich mit Realitätsnähe meine. Sie müssen in der Lage sein, die Basis zu nutzen, von der Sie kommen.

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Kreativität – das ist eine gewisse Verrücktheit: Ein junges Unternehmen braucht Verrückte, die völlig anders denken. 99 Prozent von dem kann man wegwerfen – aber das eine Prozent ist vielleicht etwas ganz besonders Gutes. Eigentlich gibt es nicht „Kreatives“ und „Nicht-Kreatives“, sondern auf der einen Seite Dinge, die sich ganz natürlich aus schon Bekanntem ergeben – das ist relativ wenig kreativ. Und auf der anderen Seite gibt es die ganz verrückten Ideen, die etwas wirklich Neues hervorbringen. Dazwischen gibt’s alles Mögliche … Ein Start-up-Unternehmen braucht die Verrückten in höherer Konzentration, als sie sich Großunternehmen – „Tanker“, wie wir sie genannt haben – leisten können. In den „Tankern“ werden die Verrückten unglücklich.

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Verrückte mit Durchsetzungsvermögen werden dort Querdenker genannt ...

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
Aber man muss in einem Start-up-Unternehmen auch Ziele festlegen, und das so, dass nicht nur die Verrückten ihren Spaß haben. Es muss die Leute geben, die das kanalisieren, aber auch Impulsgeber sind.

Was macht denn eine gute Idee aus? Wie kann man sich gute Ideen erarbeiten?

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Wenn ich Zielvorgaben habe – als Wissenschaftler oder Techniker –, gibt es keine Garantie, dass man die Lösung findet. Man muss dem Betreffenden Freiraum und Vertrauen geben, auf Basis seines Wissen die beste Lösung zu erarbeiten … das ist das Beste. Damit kann man das Vorhaben unterstützen, mehr aber nicht.

Sie beide, Herr Prof. Schüth und Herr Dr. Stichert, haben ein Doppelstudium absolviert und sehr unterschiedliche Dinge studiert. Was war die Motivation dafür und wie wirkt sich das auf Ihre heutige Tätigkeit aus?

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Die Motivation für mein Doppelstudiums war zu Beginn meiner Doktorarbeit die Erkenntnis, dass ich höchstwahrscheinlich in der Industrie arbeiten will. Es war mir nicht klar, dass ich Professor werden würde, sondern mit 90-prozentiger Sicherheit Chemiker in der Industrie. Es war mir auch klar, dass ich es häufig mit Juristen zu tun haben würde, die mir Vorschriften über meine Anlagenemissionen oder Ähnliches machen würden. Dann habe ich ein Seminar über Umweltrecht gehört. Die juristische Denkweise – die war der naturwissenschaftlichen gar nicht so unähnlich – fand ich spannend und faszinierend. Die Fälle, die Juristen im Studium lösen, sind ein bisschen so wie Denksportaufgaben – und die machen einfach Spaß.
Das hat mich bewogen, ein wenig tiefer einzusteigen, und der Auslöser, es zu Ende zu führen, war verletzter Stolz, weil ich zweimal durch den kleinen BGB-Schein gefallen bin! Das kannte ich aus der Chemie nicht und hat mich so maßlos geärgert. Und dann habe ich es abgeschlossen. Hilft es mir? Es hilft mir immer dann, wenn ich Verträge diskutiere, dabei, diese anders zu lesen als jemand, der gar nichts damit zu tun hat. Und diese Kenntnisse haben mir in der Anfangsphase der hte-Gründung bei den Vertragsverhandlungen – als es um die ersten Verträge mit BASF ging – sehr geholfen. Die juristische Ausbildung hilft – ich würde aber nicht sagen, dass man sie unbedingt braucht.

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
Ich hab das Studium erst aufgenommen, als ich schon bei hte arbeitete, und das resultierte aus der damaligen Situation: Sieben Leute gründen eine Firma als Wissenschaftler. Es ist eine Firma, keine Akademie, kein Arbeitskreis, man möchte Markterfolg haben. Jeder versucht, seine Position zu finden, man stellt sich möglichst sinnvoll als Team auf, man teilt die Aufgaben untereinander auf. Nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass ich der an betriebswirtschaftlichen Sachverhalten Meistinteressierte in dieser Gruppierung war. Von Beginn an habe ich die Finanzen verantwortet. Irgendwann habe ich mir gesagt, dass das, was ich da mache, schön und gut ist, aber wenn ich diesen Bereich weiterbringen möchte, muss ich andere Grundlagen haben. Dieser Perfektionismus ist die weit verbreitete Krankheit bei den Wissenschaftlern: Man möchte möglichst alles wissen über das, was man tut. Meine heutige Arbeit ist sehr stark davon beeinflusst – ich bin nach wie vor für den Finanzbereich der Firma zuständig und habe durch den betriebswirtschaftlichen Teil meiner Ausbildung den dafür notwendigen theoretischen Hintergrund.

Wie sieht die Arbeitswelt von morgen in Ihrem Bereich aus? Wohin entwickelt sich das, was die hte AG als spezifisches Aufgabenfeld für sich definiert hat?

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Wir sind derzeit auf halbem Weg.

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
Wir haben eine akzeptierte Technologie, die Firmen sind gerade dabei, sie zu adaptieren, aber man kann noch nicht davon sprechen, dass sie das komplett von A bis Z als Arbeitsprinzip akzeptiert haben. Die Zukunft von hte wird sein, noch mehr dazu beizutragen, dass diese Technologie bei unseren Kunden noch effizienter wird, dass unser Prinzip noch stärker durchdringt.

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Und: Alles wird noch internationaler: Globalisierung, die Welt wird immer schneller, internationaler – ob China, USA, Südamerika – überall, nicht nur in Deutschland.

Was macht Ihren Beruf und Ihre Arbeit spannend, und warum sollte man sich für ein solches Aufgabenfeld entscheiden?

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
Wir arbeiten in einem Gebiet mit einer sehr, sehr hohen Relevanz für die Zukunft von uns allen. Wir reden hier über die Energieversorgung, über chemische Prozesse, über die Art und Weise, wie wir unsere Energieversorgung in der Zukunft neu gestalten können. Wir wissen, dass Rohöl knapp wird und wir sehen die Umweltbelastung in vielen Bereichen. Das, was wir hier bei hte tun, hat genau mit dieser Thematik zu tun, und ich finde es erstrebenswert – als Berufsziel –, in einem solchen Bereich zu arbeiten.

Was tun Sie, um junge Menschen an derartige Themen heranzuführen?

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Wir bieten Schülern und Diplomanden – also interessierten jungen Menschen – an, bei uns wochen- oder monatsweise mitzuarbeiten. Das läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda im Umfeld, in lokalen Hochschulen und an Schulen. Besonders interessant wird es für Diplomanden, wenn diese hier in sehr kurzer Zeit extrem komplette Zusammenhänge abarbeiten und hochmoderne Technologien einsetzen können; Universitäten sind ja nicht immer so gut ausgestattet. Ansonsten sind wir im wissenschaftlich-technischen Umfeld bekannt und nehmen daran sehr aktiv in Form von Präsentationen, Publikationen, Fördermittelbeantragung oder Lobbyarbeit teil.

Ab wann wussten Sie eigentlich, dass Sie in diese berufliche Richtung gehen wollten? Oder so gefragt: Was wollten Sie als Kind werden?

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Das kann ich ganz einfach beantworten. Seit ich elf bin, will ich Chemiker werden. Da hatte ich einen Freund, der hat nach Silvester ein paar Knaller mit Schwarzpulver gefüllt und mir das beigebracht und, und seitdem wollte ich das …

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
... machst du das heute auch noch?

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Das mache ich heute auch noch, es reizt mich immer noch ganz ungemein, Explosionen hervorzurufen, selbst wenn es mit meiner normalen Arbeit nichts zu tun hat. Aber es gibt nichts Schöneres als eine Knallgasexplosion!

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Chemie hat mich in der Schule interessiert, ich habe mich damals parallel um einen Medizin- und einem Chemiestudienplatz beworben und den Chemiestudienplatz zuerst bekommen. Nachdem ich mir die Medizin zwei Tage in der Anatomie angeschaut habe, bin ich bei der Chemie geblieben. Im Studium, als es um die Diplomarbeit ging, lernte ich Ferdi Schüth kennen, und ich habe mich damals auch gegen den Trend für seinen Themenbereich entschieden – da ging alles um Polymerchemie, organische Chemie. Bei Ferdi Schüth ging es um neue Arbeitsfelder. So sind wir zusammengekommen – ein wenig weg vom Normalen … Dann klassischer Werdegang: Promotion, Angebote bei BASF, dann habe ich erst einmal etwas anderes in Berlin gemacht, dazwischen war ich in Santa Barbara/Kalifornien … also von der Summe her ein ganz normaler Werdegang. Dann vier Jahre bei BASF, und irgendwann gefiel mir das „normale“ BASF-Leben nicht mehr, ich suchte eigentlich was Neues. Das war dann hte.

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
Das hört sich jetzt wie abgesprochen an, aber ich hatte als Jugendlicher einen Chemiekasten und habe damit ausschließlich Sprengkörper und Ähnliches zusammengemixt, das übte eine große Faszination auf mich auf. Es war bei mir sicher nicht so geplant wie bei Ferdi Schüth, aber irgendwie doch klar, dass ich in diese Richtung gehe. Ich habe später auch erwogen, Medizin zu studieren, Betriebswirtschaft erschien mir zu damals zu trocken. Dann habe ich mit Chemie begonnen, bin dort hängen geblieben und habe es nie bereut.

Gab es Vorbilder oder Ereignisse, die Sie in der Zeit Ihrer Ausbildung beeindruckt haben? Gab es den Punkt, an dem Sie wussten: „Da bin ich jetzt richtig“?

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
Ich habe sehr aktiv und intensiv Musik gespielt, auch während des Studiums. Ich wollte für mich an einem bestimmten Punkt wissen, ob ich das nicht zum Hauptberuf machen möchte. Deshalb habe ich ein Urlaubssemester genommen und als Musikschullehrer in einer Musikschule gearbeitet. Danach wusste ich damals sicher, dass ich das nicht mein Leben lang tun will, und habe anschließend mein Chemiestudium wiederaufgenommen. Nichts gegen Musik und auch nichts gegen das Dasein als Lehrer, es hat mir wirklich Spaß gemacht. Aber mir wurde klar, dass ich mein Chemiestudium fortsetzen möchte. Ein Punkt war auch, dass ich Ferdi Schüth ganz früh im ersten Semester in Mainz getroffen habe. Als er nach Frankfurt ging, wo ich dann in meinem Hauptstudium ebenfalls war, wusste ich, dass ich mich seinem Arbeitskreis anschließen werde.

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Im Gymnasium wird typischerweise organische Chemie gelehrt, das ist auch die Polymerchemie, die Standardchemie. Wir hatten einen Chemielehrer an der Schule, der einen sehr mathematischen Zweig in der Chemie lehrte. Das hat mich fasziniert, und von da an wollte ich mich immer mit Katalyse beschäftigen, organische Chemie hat mich nie interessiert. Dass ich mich auf Chemie konzentrieren wollte, war klar, aber dass es dieser Teil der Chemie war, das war eine Weichenstellung durch den Chemielehrer. Aber ich hätte mir am Ende meines Studiums viel vorstellen können … Ich habe sogar mit dem Gedanken gespielt, ein juristisches Referendariat zu absolvieren und Verwaltungsrichter oder Patentanwalt zu werden. Es ist vielleicht zum Glück nicht so weit gekommen, aber ich hätte mir das tatsächlich vorstellen können.
Stark beeinflusst hat die Entscheidung, zu promovieren und mich zu habilitieren, mein Habilitationsvater Klaus Unger, ein faszinierender Mensch. Ihn habe ich angerufen, weil ich zufällig vor Ort war, und habe ihn gefragt, „Kann ich mich bei dir habilitieren?“ – „Ja, komm mal vorbei!“ Eine absolute Zufallsentscheidung, dass das gerade alles so zusammenpasste.

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Das war Klaus Unger. Bei ihm habe ich promoviert habe. Er hat eine Dynamik, eine unheimliche Energie in seiner Gruppe dadurch geschaffen, dass er uns vertraut hat.

Womit motivieren Sie sich selbst, und was macht Sie so richtig sauer?

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Wenn Zusagen, auf die ich mich verlassen habe, nicht eingehalten werden.

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Ich bringe anderen viel Vertrauen entgegen, und ich werde sauer, wenn das am Ende dann nicht eingelöst wird. Wenn einer unfähig ist, kann man nichts machen, aber Faulheit oder Nachlässigkeit kann ich nicht haben. Motivation – ich brauche gar keine Motivation. Ich mache einfach das, was ich mache. Manchmal beschwert man sich darüber, auch ich. Wir Deutsche leiden gerne, und dann ist es ganz schlimm – ich ertappe mich natürlich auch dabei. Aber dann denke ich mir: „Du müsstest eigentlich irgendwann aus der Tür gehen, auf die Knie fallen und sagen: Danke, dass ich das machen darf.“ Ich brauche keine Motivation.

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
Das, was ich vorher gesagt habe: Die Arbeit bei hte – diese langfristige Arbeit mit der Perspektive, dass immer noch etwas geht, dass man vorankommen kann – das motiviert am meisten. Missmutig werde ich bei sinnlosen strukturellen Hemmnissen. Wenn irgendetwas offensichtlich total sinnlos ist, aufgrund von irgendwelchen Rahmenbedingungen existiert und ich es nicht durch meinen eigenen Willen jetzt einfach zur Seite kehren kann, das kann ich überhaupt nicht leiden.

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Sauer werde ich bei Enttäuschung, wenn das Delegationsprinzip, dieses Vertrauensprinzip, nicht funktioniert, das Vertrauen enttäuscht wird. Oder aber auch, wenn man einen Deal verliert. „Das hätten wir jetzt aber eigentlich noch kriegen müssen. Warum haben wir das denn nicht so oder so gemacht? Da hätten wir früher daran denken müssen! Warum habe ich da nicht selber dran gedacht? Da hätte man noch ein Pünktchen draufsetzen können.“ Das sind die zwei Themen: wenn Vertrauen, das man Leuten entgegenbringt enttäuscht wird, und eine gewisse Intoleranz, wenn Sachen verbummelt werden oder verschleppt werden.

Was tun Sie gegen Stress, oder wobei können Sie Zeit und Raum vergessen? Was ist Ihr Kontrapunkt zu dem, was Sie hier tun, wenn Sie überhaupt einen brauchen?

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
Doch, ich brauche schon meinen Kontrapunkt. Die Musik ist wichtig – aktiv und passiv, ja. Dazu habe ich im Moment zu wenig Zeit. Das liegt auch an der Kontrapunktverschiebung, die sich in meinem persönlichen Leben ergeben hat: Wir haben noch mal Nachwuchs bekommen, und wenn Sie fragen: Wo vergesse ich Zeit und Raum? Sicherlich in der Interaktion mit meinen Kindern!

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Ich kann sehr gut von jetzt auf gleich abschalten. Ich koche gerne, ich lese jeden Abend im Bett irgendwas, mein Nachttisch ist immer voller Bücherstapel. Wenn ich an gar nichts denken will, was fast nie passiert, setze ich mich aufs Rennrad und gehe an meine Grenze. Dann ist man damit beschäftigt, an seine Grenze zu gehen. Dabei denke ich an nichts.

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Wir haben drei kleine Kinder, die beschäftigen einen – manchmal auch nicht ganz ohne Stress. Am Wochenende versuche ich gerne, mit den zwei Jungs Fußball zu spielen, und seit vorigem Herbst haben wir einen Hund daheim. Mit dem abends in die Wiesen zu gehen ist super. Ansonsten viel Familie und gemeinsame Aktivitäten.

Welchen Traum möchten Sie sich noch erfüllen?

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
Als Allererstes zu sehen, wie man hte auf die nächste Entwicklungsstufe bringt – das ist der naheliegendste Traum. Familiär oder privat ist sehr viel erfüllt. Gut, was ich nie gemacht und was ich gerne machen würde: Ich war nie im Ausland. Mal ein paar Jahre im Ausland zu sein, das könnte ebenfalls ein Ziel sein.

Dr. rer. nat. Dirk Demuth
Die Verbundenheit zu hte verpflichtet sicherlich zu ein, zwei weiteren Schritten. Danach? In der Zeit vor dem hte-Start hab ich mit dem Segeln begonnen. Deswegen bedauere ich es, dass es hier keinen See gibt. Und das ist eigentlich so ein Lebenstraum: dass wir irgendwo ans Wasser ziehen, und das bei einem attraktiven Beruf!

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Träumen darf man ja auch was nicht Realisierbares. Ich fände es total scharf, Rockstar zu sein. Vor 80.000 Menschen im Stadion zu spielen. Würde ich nehmen ...

Weitere Details

Lebensläufe

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth

08.07.1960
geboren in Allagen (heute Warstein)
1978
Abitur
1978 – 1984
Studium der Chemie, Westfälische Wilhelms Universität, Münster
1984
Diplomarbeit „Reduktion von NO mit CO in Gegenwart von Sauerstoff an Palladium-haltigen Katalysatoren“, Westfälische Wilhelms Universität, Münster
1983 – 1988
Studium der Rechtswissenschaften, Westfälische Wilhelms Universität, Münster
1984 – 1988
Dissertation „Oszillationen der katalytischen Oxidation von CO mit NO und mit O2 – IR-spektroskopische Untersuchungen zum Mechanismus“, Westfälische Wilhelms Universität, Münster
1988 – 1989
Postdoktorand an der University of Minnesota, Minneapolis, USA
1989
Erstes Staatsexamen der Rechtswissenschaften, Westfälische Wilhelms Universität, Münster
1989 – 1994
Wissenschaftlicher Assistent an der Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz
1992 – 1994
Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
1993
Visiting Assistant Professor, University of California, Santa Barbara, USA
1995
Habilitation an der Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz
1995 – 1998
Professor am Lehrstuhl für Anorganische Chemie, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt
Seit 1998
Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, Mülheim an der Ruhr
Seit 2000
Honorarprofessor an der Ruhr-Universität Bochum
2007
Honorarprofessor an der Dalian University of Technology, Dalian, China
2008
Gastprofessor an der Beijing University, Beijing, China

Ehrungen:

1989
Promotionspreis der Westfälischen Wilhelms Universität, Münster
1991
Boehringer-Ingelheim Preis
2001
Wissenschaftspreis des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft
2002
Gewähltes Mitglied der acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften
2003
Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
2008
Gewähltes Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina
2009
ERC Advanced Grant
2010
Heisenberg-Medaille der Alexander-von-Humboldt-Stiftung
2010
Gewähltes Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste

Weitere Tätigkeiten:

Seit 1999
Mitbegründer und Aufsichtsratsmitglied der hte Aktiengesellschaft
Seit 1994
Mitglied verschiedener Dechema-Arbeitsausschüsse
2004 – 2009
Mitglied des wissenschaftlichen Ausschusses des Landes Niedersachsen
Seit 2004
Mitglied des Präsidiums der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh)
Seit 2007
Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
Seit 2009
Stellvertretender Vorsitzender des wissenschaftlichen Ausschusses der Max-Planck-Gesellschaft
Seit 2009
Stellvertretender Vorsitzender der Dechema
Seit 2009
Aufsichtsratsmitglied des Karlsruhe Institute of Technology (KIT)

Dr. rer. nat. Dirk Demuth

25.05.1966
geboren in Trier
1985
Abitur
1985 – 1992
Studium der Chemie an der Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz
1988 – 1989
Stipendium des Deutscher Akademischer Austauschdiensts (DAAD),
/Auslandsstudium an der University of California, Irvine, USA
1991 – 1992
Diplomarbeit „Präparation und Charakterisierung von modifizierten Alumophosphaten für optische Anwendungen“ an der Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz
1992 – 1994
Dissertation „Synthese und Charakterisierung von modifizierten Alumophosphaten für optische Anwendungen“ an der Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz
1993 – 1994
Forschungsaufenthalt, University of California, Santa Barbara, USA
1995
Forschungsaufenthalt, Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin
1995 – 1999
Projektleiter Katalysatorforschung, BASF Aktiengesellschaft, Ludwigshafen
1999 – 2000
Mitbegründer und Geschäftsführer hte GmbH, Heidelberg
Seit 2000
Vorstandsvorsitzender der hte Aktiengesellschaft, Heidelberg

Ehrungen:

1995
Promotionspreis der Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz
2002
Wissenschaftspreis des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft

Weitere Tätigkeiten:

Seit 2000
Mitglied in unterschiedlichen Gremien der Dechema, VCI und BDI zu Katalyse, High Throughput Experimentation und Chemie Start-ups
2000 – 2005
Aufsichtsratsmitglied von hte North America Inc., später Fqubed Inc., Princeton, NJ bzw. San Diego, USA
2004 – 2008
Vorstandsmitglied von ConNeCat (Kompetenznetzwerk Katalyse)
Seit 2009
Mitglied der beratenden Kommission der Deutschen Gesellschaft für Katalyse
Seit 2010
Kuratoriumsmitglied der Zeitschrift Chemie Ingenieur Technik

Dr. rer. nat. Wolfram Stichert

15.04.1970
geboren in Frankfurt am Main
1989
Abitur
1990 – 1996
Studium der Chemie, Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz und Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt
1996
Diplomarbeit „Zur Herstellung von Zirconiumoxid“ an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt
1996 – 1998
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für anorganische und analytische Chemie der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt
1998 – 1999
Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, Mülheim
1999
Dissertation „Steuerung der Eigenschaften von Zirconiumoxid durch Kontrolle der Herstellungsparameter“ an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt
1999
Postdoktorand, Industrielle Katalyse, BASF Aktiengesellschaft, Ludwigshafen
1999
Mitbegründer und Forschungschemiker bei der hte GmbH, Heidelberg
Seit 2000
Mitglied des Vorstandes bei der hte Aktiengesellschaft, Heidelberg
2001 – 2005
Berufsbegleitendes Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Fernuniversität Hagen
2005
Diplomarbeit „Unternehmensbewertung in dominierten Konfliktsituationen“ an der Fernuniversität Hagen

Weitere Tätigkeiten:

2000 – 2005
Aufsichtsratsmitglied von hte North America Inc., später Fqubed Inc., Princeton, NJ bzw. San Diego, USA

Kontakt

Projektsprecher

Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth
Direktor
Max-Planck-Institut für Kohlenforschung
Kaiser-Wilhelm-Platz 1
45470 Mülheim
Tel.: +49 (0) 208 / 30 62 373
Fax: +49 (0) 208 / 30 62 995
E-Mail: schueth@mpi-muelheim.mpg.de
Web: www.mpi-muelheim.mpg.de

Pressekontakt

Dr. Michael Paul
Business Development Manager & Head of Marketing
hte Aktiengesellschaft
Kurpfalzring 104
69123 Heidelberg
Tel.: +49 (0) 6221 / 74 97 282
Fax: +49 (0) 6221 / 74 97 134
Mobil: +49 (0) 160 / 36 36 456
E-Mail: Michael.Paul@hte-company.de
Web: www.hte-company.de

Beschreibung der Institute und Unternehmen zu ihren nominierten Projekten

Raffinierte Lösungen für unsere Energieprobleme kommen oft aus einer Quelle, die öffentlich kaum diskutiert wird – aus der Katalyseforschung. Denn Katalysatoren helfen Energie zu sparen und neue Energiequellen zu erschließen. Sie beschleunigen chemische Reaktionen, indem sie die Energie reduzieren, mit der fast jede chemische Umwandlung angeschoben werden muss. Manche chemische Umwandlung wäre ohne sie sogar unmöglich oder würde vor allem Produkte liefern, auf die es Chemiker nicht abgesehen haben.

Um das 10- bis 100fache schneller und auch deutlich kostengünstiger lassen sich neue, effizientere Katalysatoren mit der Innovation von Ferdi Schüth und den Wissenschaftlern der hte AG um Dirk Demuth und Wolfram Stichert identifizieren. Ihre Technologieplattform ermöglicht Tests im Hochdurchsatzverfahren, sodass auch ein kleines Team jährlich viele tausend solcher chemischen Beschleuniger untersuchen kann. Ohne bringt es selbst ein großes Labor nur auf einige hundert – wenn es gut läuft. So nutzen heute fast alle petrochemischen Unternehmen die Methode, um Katalysatoren maßzuschneidern, mit denen sich aus einem Barrel Erdöl mehr Treibstoff und Ausgangssubstanzen für Arzneimittel, Farben oder Kunststoffe gewinnen lassen. Oder die es ermöglichen, Erdöl geringerer Qualität, wie es etwa aus Ölsanden stammt, überhaupt zu nutzen. Zudem sucht sich die Industrie mit dem Verfahren katalytische Unterstützung, um Erdgas in flüssige Treibstoffe zu verwandeln oder um Kraftstoffe und wertvolle chemische Grundstoffe aus Biomasse, möglicherweise sogar aus Holzresten oder Stroh, zu erzeugen. Die Entwicklung hat aber auch bereits geholfen, den Anteil des teueren Edelmetalls Platin in Autokatalysatoren zu senken, und Treibstoffe wirkungsvoller zu entschwefeln.

Parallele Tests hielt kaum einer für möglich
Drastisch verkürzt haben Ferdi Schüth und seine Kollegen in der hte AG die Suche nach Katalysatoren, indem sie die Tests Ende der 1990er-Jahre parallelisierten und automatisierten. Auch einige akademische Gruppen sowie ein amerikanisches Unternehmen, dessen Technik aber weiter von der industriellen Realität entfernt und deshalb am Ende nicht so erfolgreich war, verfolgten zu der Zeit diese Idee. Schließlich optimierte die pharmazeutische Industrie mit Hochdurchsatzverfahren damals schon seit längerem die Synthese von Wirkstoffen. Die meisten Fachleute bezweifelten aber, dass sich dieses Prinzip auf die Katalysatorforschung übertragen ließe. Denn Arzneiwirkstoffe werden fast immer bei Temperaturen von unter 100 Grad Celsius und schwachen Drücken hergestellt. Zudem laufen die Synthesen in geschlossenen Gefäßen ab, in denen sich die Bedingungen leicht kontrollieren lassen, zumal die Reaktionen hier meist nur wenige Stunden dauern.

Experimente unter harschen Bedingungen
Katalyseforscher testen ihre Kandidaten dagegen meist bei Drücken, die den Atmosphärendruck um ein Vielfaches übersteigen, sowie bei Temperaturen von rund 500 Grad, manchmal sogar bei bis zu 1000 Grad. Und während der Reaktion wird oft noch zusätzliche Wärme frei. Zudem müssen sich Katalysatoren meist im Durchfluss bewähren. Das heißt, die oft sehr korrosiven Reaktionspartner strömen flüssig oder gasförmig kontinuierlich durch das Reaktionsbett – und das oft über Wochen. Unter diesen Umständen in allen Reaktoren eines parallelisierten Systems einheitliche Bedingungen zu garantieren, schien den meisten Fachleuten unmöglich. Dazu kommt noch die Analytik. Pharmazeuten können nach der Synthese einfach eine Probe entnehmen und die Produkte analysieren. Katalyseforscher kommen meist nur zu industriell relevanten Ergebnissen, wenn sie das Geschehen im Reaktor quasi live verfolgen und in sehr kurzer Zeit auch komplexe Reaktionsgemische verlässlich analysieren.

Überdies bezweifelte die Industrie grundsätzlich, dass Ihr parallelisierte Tests bei der Suche nach Katalysatoren helfen könnten. Denn Parallelisierung hieß bis dato auch immer Miniaturisierung – in der pharmazeutischen Industrie ein willkommener Effekt: Sie kommt schon mit winzigen Substanzmengen zu aussagekräftigen Ergebnissen, nicht zuletzt weil sie auch in der Produktion höchstens im Kilomaßstab arbeitet, und spart sogar noch Chemikalien.

In der Katalyseforschung kommt es jedoch darauf an, von Anfang an relativ nah an den Bedingungen industrieller Prozesse zu arbeiten. Das heißt vor allem, dass die Probenmengen nicht zu klein sein dürfen: Durch eine Messerspitze Katalysatormaterial strömen die Ausgangsstoffe schlicht ganz anders als durch einen tonnenschweren Haufen.

Von Anfang an nah am industriellen Prozess
Ferdi Schüth und seine Kollegen der hte AG ließen sich durch die anfängliche Skepsis nicht irritieren und überzeugten 1999 auch die BASF AG von ihrem Konzept. Das Unternehmen ging mit dem gerade als GmbH gegründeten Start-up einen Entwicklungsvertrag ein und stellte den Forschern für fünf Jahre 16 Millionen Euro zur Verfügung. Kurz darauf folgte ein Vertrag mit dem Ölkonzern Chevron, der 4,4 Millionen Euro dazuschoss.

Mit dem Startkapital entwickelten die Forscher das Reaktorsystem, das im Prinzip zwar wie pharmazeutische Hochdurchsatzverfahren funktioniert, in jedem technischen Detail aber völlig anders gestaltet ist. Schüth und die Forscher der hte AG setzen zu manchen Testzwecken gleich einige Gramm Substanz ein und gestalten die Tests so, dass ihre Ergebnisse auch für großtechnische Prozesse aussagekräftig sind. So wählen sie industriell relevante Trägermaterialien und berücksichtigen, ob der Katalysator am Ende als Pulver oder Pellet zum Einsatz kommt. Zudem stellen sie sicher, dass die Ausgangsstoffe in allen Reaktoren genau für die gleiche Zeit und etwa so lange wie im industriellen Prozess Kontakt zu den Katalysatoren haben. Die Materialien für die Reaktorrohre passen die Forscher dabei jeweils der Reaktion an, damit sie den aggressiven Bedingungen und Chemikalien standhalten.

Automatische Analyse der Produkte
Bis zu 48 dieser einzelnen Reaktoren schalten sie heute typischerweise parallel, möglich sind sogar mehrere 100. Damit alle dieselbe Temperatur annehmen, heizen die Forscher die Rohre in Blöcken aus einer extrem wärmeleitfähigen Legierung, manchmal packen sie jeden einzelnen Reaktor in eine Heizung. Die gasförmigen oder flüssigen Ausgangsstoffe schicken sie über eine gemeinsame Zuleitung in die Reaktoren. Wenn nötig, steuern automatisierte Ventile die einzelnen Rohre aber auch nacheinander an.

Als besonders knifflig erwies sich die Analytik, die den Forschern verrät, ob ein Katalysator aktiv ist, und ob er auch das tut, was er soll. Wie schnell sich die Prozesse in den einzelnen Reaktoren, entscheidet letztlich darüber, wie rasch die Suche nach den effizienten Katalysatoren insgesamt läuft. Daher fängt ein System mit eigens entwickelten Ventilen automatisch die gasförmigen Produkte aus jedem einzelnen Reaktor auf, während ein Roboterarm die Reaktoren abfährt und flüssige Produkte abzapft.

Mit welcher Methode das System die Produkte anschließend analysiert, hängt davon ab, was die Chemiker im Voraus über die Reaktion wissen. Oft haben sie schon eine recht gute Vorstellung, was im Reaktor passieren wird. Dann bestimmen sie die Produkte mit einem Gaschromatografen, den sie auf die erwarteten Substanzen kalibrieren. Rechnen sie dagegen mit vielen und möglicherweise unerwarteten Nebenprodukten, schalten sie zusätzlich ein Massenspektrometer hinter den Gaschromatografen. Manchmal klären sie die Zusammensetzung im Produktmix aber auch mit ausgefalleneren Methoden, die etwa speziell auf Schwefel- oder Stickstoffverbindungen ansprechen.

Filter für die Datenflut
Für einen sinnvollen Parallelbetrieb mussten die Forscher der hte AG schließlich automatische Verfahren entwickeln, um die gemessenen Daten auszuwerten. Davon fallen in jedem Projekt gleich mehrere Terabyte an. Daher entwerfen bei der hte AG alleine 18 Software-Entwickler die Programme, die aus dieser Flut herausfiltern, was die Chemiker wirklich wissen wollen.

Die Messergebnisse des Reaktorsystems sind dabei inzwischen so aussagekräftig wie Daten aus Pilotanlagen. Nicht zuletzt deshalb, weil die hte AG das System mit zahlreichen existierenden Modulen und speziellen Entwicklungen auf den individuellen Bedarf eines Kunden anpasst. Denn jeder industrielle Prozess findet unter eigenen Rahmenbedingungen statt. Je eher sich diese berücksichtigen lassen, desto kürzer die Entwicklungszeit für einen neuen Katalysator. Neben individuell zugeschnittenen Reaktorsystemen bietet die hte AG die Suche nach einem Katalysator als Dienstleistung an. Zu diesem Zweck nutzt sie in verschiedenen Systemen alle Möglichkeiten, die ihre Plattform bietet.

160 Arbeitsplätze mit Potenzial für Wachstum
Wie erfolgreich die hte AG mit dem Konzept von Ferdi Schüth, Dirk Demuth und Wolfram Stichert fuhr, zeigt sich nicht nur darin, dass alle Konkurrenten bald ähnliche Ansätze verfolgten. Dafür stehen auch die wirtschaftlichen Zahlen: Rund 160 Arbeitsplätze sind in dem Unternehmen inzwischen entstanden – für Naturwissenschaftler, Ingenieure und hochqualifizierte Facharbeiter aus Laboratoriumsberufen, der Feinmechanik und Elektronik. Die hte AG, die im Jahr 2008 von der BASF teilweise übernommen wurde, hat in den vergangenen zehn Jahren insgesamt einen Umsatz von 100 Millionen Euro gemacht. Einen großen Teil des Umsatzes realisiert die hte AG dabei im Ausland. Somit verdeutlicht ihr Erfolg, dass High-Tech-Innovationen aus Deutschland nicht nur den Standort selbst stärken, sondern auch zum Exporterfolg der deutschen Wirtschaft beitragen.

Für die Zukunft rechnet das Unternehmen weiterhin mit kräftigem Wachstum – sowohl, was die Zahl der Mitarbeiter angeht, als auch in puncto Umsatz und Gewinn. Denn die fossilen Energieträger werden immer knapper und der Klimawandel immer bedrohlicher. Die effiziente Suche nach Katalysatoren, die aus fossilen Rohstoffen mehr rausholen und alternative Energieträger erschließen, wird daher in Zukunft noch wichtiger. Überdies wollen die Forscher das Hochdurchsatzprinzip auf andere Bereiche anwenden und entwickeln die Plattform daher ständig weiter – etwa um nach leistungsfähigen Energiespeichern zu suchen. Dass sie dabei vielleicht noch häufiger auf hohe Hürden und hartnäckige Zweifel stoßen, dürfte die Forscher kaum schrecken – die haben sie schon mehrfach überwunden.

Über die hte Aktiengesellschaft, Heidelberg
Die hte Aktiengesellschaft ist ein führender Anbieter von Technologielösungen und Dienstleistungen für Kunden im Energie-, Raffinerie-, Chemie- und Umweltsektor. Durch das hte-Angebot wird die Forschung und Entwicklung im Bereich der heterogenen Katalyse wesentlich schneller und produktiver. Als zuverlässiger Partner auf dem Gebiet der Hochdurchsatzforschung bietet die hte umfangreiche Expertise, unterstützt durch komplementäre Produkte und Dienstleistungen: 1) Technologie-Lösungen – maßgeschneiderte, integrierte Hard- und Softwaresysteme, schlüsselfertig beim Kunden installiert; 2) F&E-Lösungen – Durchführung von Forschungskooperationen am hte-Standort in Heidelberg. Mit ihren hochwertigen Leistungen hilft die hte ihren Kunden bei der Suche nach Lösungen in globalen Herausforderungen wie Umwelt- und Klimaschutz, sowie Energieeffizienz und Mobilität. hte – the high throughput experimentation company.

Über das Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, Mülheim an der Ruhr
Das Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr ist mit fast hundert Jahren eines der ältesten Institute der Max-Planck-Gesellschaft. Die Forschung des Instituts, vorangetrieben von über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, konzentriert sich auf die Erforschung energie- und ressourcenschonender chemischer Umwandlungen, wobei die Katalyse in all ihren Facetten im Zentrum der Arbeiten steht. Die Max-Planck-Gesellschaft betreibt Spitzenforschung im Bereich der Grundlagenforschung; dennoch sind aus dem MPI für Kohlenforschung immer wieder auch wichtige technologische Impulse hervorgegangen, so die Fischer-Tropsch-Synthese zur Herstellung von Kraftstoffen aus Kohle, Gas oder Biomasse, die Ziegler-Katalysatoren zur Herstellung der wichtigsten Massenkunststoffe, die Entkoffeinierung von Kaffee und jüngst die Entwicklung von Hochdurchsatzmethoden in der Katalyseforschung.

Das Vorschlagsrecht zum Deutschen Zukunftspreis obliegt den führenden deutschen Einrichtungen aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie Stiftungen.

Das Projekt „Chemische Beschleuniger im Turbotest – neue Katalysatoren eröffnen Energieoptionen“ wurde von der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. gemeinsam mit der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und dem Innovationspreis NRW vorgeschlagen.