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Nominiert 2025

Biomasse statt Mikroplastik

Biomasse statt Mikroplastik – innovative Biomaterialien ersetzen fossile Kunststoffe

Dr.-Ing. Anne Lamp (Sprecher)
Sina Spingler
Niklas Rambow

(v.l.n.r.) Sina Spingler, Dr.-Ing. Anne Lamp, Niklas Rambow

Kunststoffe sind wie ein ewiger Gast: willkommen und eine Bereicherung – aber schwierig, wenn er nie wieder geht. Ähnlich ambivalent ist unser Verhältnis zu den Kunststoffen: Wir umgeben uns ständig mit ihnen, nutzen ihre praktischen Eigenschaften, aber betrachten gleichzeitig mit Sorge, wie unser Planet in einer Flut von Plastik versinkt. Sich dieser Flut entgegenzustellen, das ist die Herausforderung, die Dr.-Ing. Anne Lamp, Sina Spingler, Niklas Rambow und das Team von traceless materials® angenommen haben. Das Scale-up aus Hamburg stellt innovative Biomaterialien her, die Kunststoffe und Biokunststoffe mit ihren praktischen Vorzügen ersetzen können, aber nicht auf Ewigkeiten die Umwelt verschmutzen, sondern auf natürlichem Wege wieder verschwinden – und zwar spurlos, also traceless®.

Um zu verstehen, warum das gar nicht so trivial ist, müssen wir in die Zeit zurückschauen, als das Leben auf unserem Planeten begann. Denn seit es Leben auf der Erde gibt, hat die Natur ein perfektes Recyclingsystem erschaffen. Sie baut aus Kohlenstoffatomen komplexe Moleküle zusammen, hängt viele dieser Moleküle zu organischen Polymeren aneinander, und so entstehen Strukturen für lebendige Pflanzen und Tiere. Sterben sie, lösen Mikroorganismen diese organischen Strukturen wieder auf. Der in Pflanze und Tier verbaute Kohlenstoff gelangt in Form von Kohlendioxid in die Luft der Atmosphäre. Von dort nehmen Pflanzen ihn wieder auf, bauen ihn wieder zu organischen Molekülen und Polymeren zusammen und der Kreislauf beginnt von vorne.

Warum dieses System über Jahrmilliarden funktioniert, ist kein Geheimnis: Die Natur baut aus dem Kohlenstoff nur solche Moleküle zusammen, die sie mit Hilfe von Mikroorganismen auch wieder auseinandernehmen kann. Das ist perfektes Recycling.

Der Mensch hat Wege gefunden, aus Kohlenstoffatomen völlig neuartige Moleküle zusammenzubauen und diese Moleküle zu langen Polymeren zu verketten. So entstehen Strukturen, die die Natur nie zuvor gesehen hat. Diese künstlichen Strukturen oder Polymere nennen wir Kunststoffe. Und diese haben viele Vorteile, aber auch ein Problem: Denn an Kunststoffen beißen sich die Mikroorganismen im wahrsten Sinne des Wortes die Zähne aus. Die Natur findet keinen Weg, sie zu zerlegen. So kann eine achtlos ins Meer geworfene Plastiktüte prinzipiell Äonen überdauern. Zwar zerfällt sie nach langer Zeit möglicherweise so, dass wir sie nicht mehr sehen können, doch auch dann ist sie noch als Mikroplastik vorhanden, das eine enorme Umwelt- und Gesundheitsbelastung darstellt.

Die Idee von traceless® ist daher so einfach wie logisch: einen Plastik-Ersatz herzustellen, der biologisch abbaubar ist. Denn er soll nur aus Molekülen bestehen, die auch die Natur verwendet. Die Natur kann Moleküle und Polymere bauen, mit denen stabile und widerstandsfähige Strukturen erzeugt werden können. Es sind Verbindungen wie Zellulose, Proteine, Stärke oder auch Zucker. All diese Verbindungen finden sich in unterschiedlicher Zusammensetzung in verschiedenen Pflanzen.

Das Team hat durch viele Tests und Verfahren die geeigneten Pflanzen und einen Weg gefunden, die nutzbaren Verbindungen und Polymere aus den Pflanzen zu isolieren. Reste aus der Getreideverarbeitung bieten sich dabei als Polymerspender an. Mit Hilfe spezieller und exakt abgestimmter natürlicher Lösungsmittel werden die für das Biomaterial wertvollen Polymere und Verbindungen aus den Pflanzenresten extrahiert. Nachdem das Lösungsmittel wieder entzogen wurde, folgt Schritt zwei: Die aus den Pflanzenresten herausgelösten Verbindungen und Polymere werden durch physikalische Prozesse so bearbeitet, dass ein thermoplastisches Polymer entsteht, das zu einem Granulat verarbeitet werden kann. Thermoplastisch ist das Granulat, weil man es unter Hitze beliebig formen kann – so wird es ein standardisiertes Ausgangsprodukt der Kunststoffindustrie. Wichtig dabei: Bei der Herstellung des Granulats gab es keine einzige chemische Reaktion. Kein Molekül, kein Polymer, keine Verbindung wurde chemisch verändert. Das Granulat besteht nur aus dem, was die Natur zusammengebaut hat.

Und genau das macht den bedeutenden Unterschied zu bekannten Biokunststoffen aus. Bei Biokunststoffen werden zwar oft auch Pflanzenbestandteile wie z.B. Zucker als Ausgangsbasis verwendet. Diese werden dann jedoch wie bei herkömmlichen Kunststoffen durch chemische Reaktionen zu künstlichen langen Ketten geformt, welche die Natur nicht kennt und sie somit auch nicht wieder beseitigen kann. Ein wichtiger Teil der traceless® Innovation ist daher, bewusst keine künstlichen Ketten und keine chemische Veränderung des Ausgangsmaterials zuzulassen, um 100%ige biologische Abbaubarkeit garantieren zu können. Genau wie herkömmliche Kunststoffgranulate kann nun auch das Granulat von traceless® eingesetzt werden und viele Dinge des täglichen Lebens produzieren. Kunststoffteile entstehen oft im Spritzgussverfahren. Dazu wird ein Kunststoffgranulat so erhitzt, dass es weich und formbar wird und sodann in eine beliebige Form gespritzt werden kann, die dann fest, glatt und widerstandsfähig ist.

Was für die Industrie ein riesiges Plus ist: Das von Anne Lamp und ihrem Team entwickelte thermoplastische Polymer-Granulat kann in den vorhandenen Fertigungsanlagen der Kunststoffindustrie einfach weiterverwendet werden. Es muss keine neue Maschine angeschafft werden, sondern die bestehenden Prozesse werden mit dem natürlichen Granulat fortgeführt: ein großer Vorteil für einen Umstieg vom herkömmlichen Kunststoff. Ein weiterer Vorteil: Das innovative Granulat muss nicht ganz so stark erhitzt werden. Die verarbeitende Industrie kommt also mit einem geringeren Energieeinsatz aus.

Einschränkungen gibt es zwar, denn ein Produkt, das unter bestimmten Bedingungen verrottet, ist nicht für jeden Einsatz brauchbar. Kommt das traceless® Biomaterial längere Zeit mit Wasser und Wärme in Berührung, fängt es an sich zu zersetzen. Getränkeflaschen und Funktionskleidung sind daher keine idealen Anwendungsgebiete, aber für Produkte mit nur kurzer Einsatz- und Lebenszeit – wie der Eislöffel und die Pommesgabel – ist es prädestiniert und öffnet viele weitere Möglichkeiten.

Der immer größer werdende Onlinehandel ist schon heute ein wichtiger Abnehmer des traceless® Materials. Beschichtetes Papier als Verpackungsmaterial im Onlineversand, welches über kurze Einsatzzeit Schutz vor Feuchtigkeit bieten kann, wird in riesigen Mengen benötigt. Hier bedeutet eine biologisch abbaubare Beschichtung, dass das Verpackungsmaterial problemlos als Altpapier recycelt werden kann, ohne dass dabei Mikroplastik entsteht. Das Gleiche gilt für die vielen Millionen beschichteter Pappbecher und Einwegbestecke, die täglich nach einmaligem Gebrauch in den Mülleimer wandern. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, vergrößert traceless® die Kapazität mit zusätzlichen großen Produktionsanlagen.

Auch in Zukunft werden die meisten auf den Gebrauch von Kunststoffen mit kurzer Nutzdauer im Alltag nicht verzichten. Sei es aus hygienischen oder wirtschaftlichen Gründen oder weil es praktisch ist. Dank der drei Nominierten gibt es dafür aber nun eine Lösung, ganz ohne weiteren Müll für unseren Planeten. Ob Spritzguss, Folien oder Beschichtung: Schon heute gibt es vielfältige Anwendungen für das plastikfreie, klimafreundliche und heimkompostierbare Biomaterial – und stetig kommen neue dazu. So hat traceless® aus Hamburg das Potenzial, künftig einen Teil des globalen Abfalls einfach spurlos verschwinden zu lassen.

Es geht nicht darum, auf alles zu verzichten, sondern um intelligentere Materialien. Unsere Technologie macht es möglich, Kunststoffe zu ersetzen, ohne auf Komfort zu verzichten.

Dr.-Ing. Anne Lamp

Fragen an die Nominierten

Wie war die Entstehungsgeschichte des Unternehmens, von den ersten Ideen bis zur finalen Umsetzung? Was war der Startpunkt von allem?

Anne Lamp
Die Idee entstand aus meiner Promotion in Verfahrenstechnik, wo ich mich mit der Nutzung von Reststoffen beschäftigte, um daraus Wertprodukte zu gewinnen. Als Seitenprojekt entwickelte ich die Grundlagen für traceless® und sah großes Potenzial. Ein erster Kunde, die Firma Otto, zeigte vor sechs Jahren großes Interesse an plastikfreien Lösungen für Versandverpackungen, was den Anstoß zur Kommerzialisierung gab.

Im September 2020 gründete ich das Unternehmen mit Johanna Baare. Die Entscheidung zur Gründung basierte auf der Neuheit und dem ökonomischen Potenzial des Verfahrens, ein innovatives Biomaterial zu entwickeln. Unsere Gründungsvision war es von Anfang an, schnellstmöglich viel Material in den Markt zu bringen, um große Wirkung auf die Plastikverschmutzung zu erzielen.

Die Maschinen, auf denen Sie das bisher getestet haben, waren alle Universitätseigentum. Sie mussten wahrscheinlich zuerst neue Geräte anschaffen, oder?

Anne Lamp
Genau. Wir hatten zuerst Grundlagenförderung, waren aber noch an der Universität. Johanna Baare kümmerte sich um die Finanzierung und Skalierung der Organisation. Relativ schnell schlossen wir eine Seed-Finanzierungsrunde ab, um die erste Anlage zu bauen. Niklas Rambow kam als erster Mitarbeiter hinzu.

Niklas Rambow
Ich bin zum Jahreswechsel 2020/2021 zu traceless® gekommen, als das Unternehmen dreieinhalb Monate alt war. Meine Verantwortung ist die Skalierung der Technologie. Was im Labormaßstab händisch funktioniert, muss für größere Anlagen in vergleichbare Geräte übersetzt werden. Wir machten Versuche mit Geräteherstellern, definierten die benötigten Geräte und bauten unsere Pilotanlage in Buchholz auf. Parallel forschten und entwickelten wir am Produkt selbst. Anfang 2022 nahmen wir die Anlage in Betrieb, um erste Kleinmengen von ein paar Tonnen pro Jahr zu produzieren. Wir produzierten da unter anderem für einen unserer ersten Auftraggeber, Otto, die sehr interessiert an der Entwicklung waren. Gleichzeitig erkundeten wir weitere Anwendungsfelder wie Spritzguss oder Papierbeschichtungen, für die sich unser Material gut eignet.

Fing es denn mit den Papierbeschichtungen an?

Anne Lamp
Der Kern der Innovation liegt in unserem Grundprozess. Die erste Anwendung im Labormaßstab war die Folie. Parallel entwickelten wir weitere Anwendungen: Erst die Papierbeschichtung, und dann knackten wir den „Stein der Weisen" der thermoplastischen Verarbeitung. Dies war ein Riesenschritt für Spritzgussanwendungen.

Frau Spingler, Sie sind als Letzte zum Team dazugekommen. Was ist Ihre Kernarbeit?

Sina Spingler
Ich kam 2023 als Betriebsleiterin dazu, um die Pilotanlage weiter aufzubauen und den Betrieb unserer ersten industriellen Anlage vorzubereiten. Unser Trio repräsentiert ein starkes Team und zeigt, was es braucht, um eine Innovation zu skalieren: eine konkrete Problemlösung, technologische Umsetzung in Anlagentechnik und Prozess-Skalierbarkeit, sowie die organisatorische und wirtschaftliche Umsetzung.

Mein Schwerpunkt liegt auf der organisatorischen und wirtschaftlichen Umsetzung. Wir haben begonnen, unser Betriebsteam für einen kontinuierlichen industriellen Betriebsprozess in unserer ersten industriellen Anlage aufzubauen. Ich war die zweite Mitarbeiterin im Betriebsteam; mittlerweile sind wir über 20 und stellen monatlich ein, um die Mannschaft für die Inbetriebnahme der Anlage im 4. Quartal bereitzuhalten.

Was ist das Problem, das Sie mit Ihrer Innovation lösen? Was waren die plastikfreien Alternativen bis dato und was hatten diese für Schwierigkeiten, die Sie jetzt besser in den Griff bekommen?

Anne Lamp
Die Grundidee hinter traceless® orientiert sich am Cradle-to-Cradle-Prinzip: Produkte sollen von Anfang an so gestaltet sein, dass sie nach ihrer Nutzung als Nährstoff in einen Kreislauf zurückkehren: entweder in den technischen oder in den biologischen. Unser Material ist speziell für den biologischen Kreislauf entwickelt: Es besteht aus natürlichen Rohstoffen und zersetzt sich rückstandsfrei in der Umwelt. Viele herkömmliche Produkte sind nicht nach diesem Prinzip gestaltet – sie können deshalb nicht zirkulieren oder verursachen schädliche Rückstände. Das ist der zentrale Unterschied: traceless® ist konsequent für den biologischen Kreislauf gedacht und gemacht.

Bisherige „Biokunststoffe" sind ein Sammelbegriff. Sie sind entweder biobasiert und/oder bioabbaubar – allerdings nur unter ganz bestimmten Bedingungen der sogenannten industriellen Kompostierung. Alle Biokunststoffe sind synthetisch hergestellt und daher in der Natur nicht abbaubar, sie zerfallen nur in kleinere Stücke. Die Natur kennt diese synthetischen Strukturen nicht. Das unterscheidet traceless® von allem Bisherigen auf dem Markt.

Es gibt mittlerweile auch andere Unternehmen, die in dieser neuen Kategorie der Naturpolymere arbeiten. Wir setzen uns in Brüssel und Berlin gemeinsam dafür ein, dass Naturpolymere als eigene Kategorie neben Biokunststoffen und Kunststoffen anerkannt werden. Bei den Granulaten als Drop-in-Lösung für Plastikverarbeiter sind wir derzeit führend.

Was ist eine Drop-in-Lösung?

Anne Lamp
Ein Plastikverarbeiter, der zum Beispiel Einweggabeln aus Granulaten herstellt, kann statt Plastik unsere Granulate eins zu eins in dieselbe Maschine füllen. Das ermöglicht eine Reduktion der Kunststoffverwendung, da die gleichen Maschinen genutzt werden können. Dies ist entscheidend, da Kunststoffverarbeiter keine neuen Maschinen kaufen müssen. Wir sind die Einzigen, deren Granulate aus Naturpolymeren auf bestehenden Maschinen einsetzbar sind. Zudem sind wir in unserer Demonstrationsanlage Marktführer in der Produktionsmenge dieser Naturpolymere.

Sina Spingler
Das Ersetzen von Plastik ist sehr wichtig angesichts der globalen Plastikverschmutzungskrise. Es gibt das sichtbare Plastik und das unsichtbare Mikroplastik, das ins Blut und sogar in die Plazenta gelangt und Gesundheitsrisiken birgt. Es ist absurd, dass wir Single-Use-Produkte aus Materialien herstellen, die sich über Jahrhunderte nicht abbauen, obwohl wir sie nur wenige Minuten nutzen. Dafür bieten wir eine skalierbare Alternative.

Führen Sie uns durch den technischen Prozess. Das Grundmaterial, auf dem alles basiert, sind Getreidereste. Ist es egal, welches Getreide oder gibt es Vorgaben?

Niklas Rambow
Prinzipiell ist das Verfahren mit verschiedenen Stoffströmen möglich. Wir haben uns aber auf einen bestimmten fokussiert. Wir gewinnen unsere natürlichen Polymere aus einem Nebenstrom der Getreideverarbeitung in großen Industrieanlagen.

Braucht es dafür eine gleichbleibende Qualität? In einem trockenen Jahr, wo weniger Wasser in den Halm gekommen ist oder eine Verunreinigung, macht das einen Unterschied für den Prozess?

Niklas Rambow
Das macht einen Unterschied, aber unser Prozess ist robust und wir können darauf reagieren. Bisher haben wir aus 90 Prozent der erhaltenen Chargen gutes Material gewonnen.

Was ist der nächste Schritt? Sie erhalten ein paar Tonnen Material aus der Agrarindustrie, das Sie verwenden. Wie wird es aufbereitet? Was muss als nächster Schritt passieren, damit das Granulat entsteht?

Niklas Rambow
Wir nutzen unsere Produktionsanlage, um die gewünschten Stoffe aus den Rohstoffen zu extrahieren. Am Ende werden diese in einer Extrusionslinie zu Granulaten verarbeitet, wie sie die Kunststoffindustrie kennt. Wir können in diesen Prozessschritten Einfluss auf die Qualität nehmen und natürliche Zusatzstoffe für kundenangepasste Granulate zugeben.

Anne Lamp
Bildlich gesprochen ist es wie Kaffeekochen: Man extrahiert mit heißem Wasser die gewünschten Stoffe, während Unerwünschtes im Filter bleibt. Die Kerninnovation ist, dass unser gesamter Prozess kein Abwasser, Abgas oder Abfall erzeugt. Unsere Nebenprodukte nutzen wir wieder für andere Anwendungen.

Sina Spingler
Was wir nicht benötigen, wird in die Futtermittelindustrie zurückgeführt.

Man zieht also gar nicht so viel Volumen heraus?

Anne Lamp
Die Ausbeute ist gut, aber es bleibt noch einiges übrig und dies eignet sich noch als hochwertiges Tierfutter.

Die verschiedenen Produkte sind ja auf Basis vieler Tests und Anpassungen entstanden und Teil der Forschungsleistung, für die Sie nominiert sind. Sind das Daten, die Sie den Vertragspartnern, also den Kunden, weitergeben und sagen: Das ist unser Versprechen und Qualitätsstempel, das Material ist innerhalb von zwei Monaten biologisch abbaubar?

Anne Lamp
Ja, diese Daten nutzen wir für unsere Forschung und eigene Formulierungen. Für Kundenprodukte gibt es externe Zertifikate, die wir mit jedem neuen Produkt erneuern müssen. Wenn es an den Kunden geht, lassen wir es von Dritten zertifizieren, um Unabhängigkeit zu gewährleisten.

Sie machen alle Testungen vorher?

Niklas Rambow
Das passiert bei den Convertern, also unseren Kunden der Kunststoffverarbeitenden Industrie. Wir begleiten dies eng vor Ort, um direktes Feedback zu erhalten.

Anne Lamp
Die enge Zusammenarbeit mit Kunden war seit der Gründung ein Schlüssel zum Erfolg. Mit Otto haben wir die Papierbeschichtung entwickelt, weil sie undurchsichtige Folien benötigten, die wir dann auf Papier aufbrachten. Andere Kunden wie Mondi sprangen auf und sahen weitere Anwendungsmöglichkeiten. Anfangs nahmen wir viele Kundenprojekte an, auch wenn wir das Potenzial nicht immer kannten. Manchmal scheiterten Projekte, wie beispielsweise bei Joghurtbechern. Doch diese Kundenprojekte waren wichtig, um erste Umsätze zu generieren und Marktinteresse zu zeigen. Durch diese Offenheit konnten wir die Stärken unseres Materials herausfinden, besonders im Bereich Papierbeschichtung und Spritzguss. Bereits vor zweieinhalb Jahren schlossen wir erste Abnahmeverträge mit Kunden ab, was entscheidend für die Finanzierung unserer Großanlage war.

Gab es jemals Kunden, bei denen die Sorge bestand, dass traceless® als Greenwashing benutzt werden könnte?

Anne Lamp
Unser Anspruch ist es, maximale Transparenz zu schaffen: Wir arbeiten wissenschaftlich fundiert, lassen unsere Aussagen unabhängig prüfen und belegen die Umweltvorteile von traceless® mit Daten. Natürlich gab es im Gespräch mit potenziellen Kunden auch schon Situationen, in denen wir gemerkt haben, dass Nachhaltigkeit eher als Marketingargument gesehen wurde. In solchen Fällen prüfen wir sehr genau, ob die Zusammenarbeit für uns überhaupt in Frage kommt. Denn traceless® soll nicht als grünes Feigenblatt dienen, sondern echten Impact schaffen.

Im Moment besteht das Portfolio hauptsächlich aus Spritzguss, Papierbeschichtung und den Folien. Stimmt das?

Anne Lamp
Ja, und zusätzlich entwickeln wir gerade noch ein weiteres Produkt: Klebstoff.

Haben Sie mögliche Pläne im Kopf, zu denen Sie noch keine Tests gemacht haben, aber denken, dass es ein spannender Anwendungsfall wäre?

Anne Lamp
Täglich. Die Anwendungsfälle für unsere Produkte sind zahlreich. Unser Fokus liegt darauf, die Kernprodukte der ersten Generation auf den Markt zu bringen und skalierbar zu produzieren. Parallel forscht unser F&E-Team an weiteren Anwendungsfällen und Rohstoffströmen. Der Aufbau einer stabilen Rohstoff-Lieferkette ist für die nachhaltige Skalierung unserer Innovation sehr wichtig. Wir arbeiten in verschiedenen Phasen: Einige konzentrieren sich auf die konkrete Umsetzung der Demonstrationsanlage, andere Kolleg:innen auf die nächste Generation industrieller Anlagen, die zu wettbewerbsfähigen Kosten produzieren sollen. Für die nächsten Produktgenerationen gibt es viele Ideen, viele davon kommen direkt vom Markt. Wir erhalten viele Anfragen und müssen oft „Nein" sagen. Unsere Priorität sind Produkte, die einen hohen Umweltverschmutzungsgrad haben, dazu gehören Verpackungen. Wir beginnen mit einfachen Papierbeschichtungen und wollen dann komplexere Verpackungen wie z.B. Keksverpackungen ersetzen, die oft nicht recycelt werden.

Im Moment liefern Sie hauptsächlich an Converter, die dann wiederum an die Brand-Owner wie Otto, C&A, IKEA etc. liefern. Würden Sie auch eigene Vertriebslinien aufbauen und direkt an die Konsumenten herangehen?

Anne Lamp
Nein, das ist nicht unser Ziel. Wir arbeiten eng mit den Brand-Ownern zusammen, da sie den Impuls in den Markt geben und die Converter anweisen, unser Material zu nutzen. Dies ist eine Dreiecksbeziehung. Wir arbeiten auch daran, unsere Marke beim Endverbraucher bekannt zu machen, damit „made of traceless®“ als Mehrwert wahrgenommen wird und die Kunden danach fragen.

Niklas Rambow
Wir konzentrieren uns darauf, möglichst schnell und viel Material herzustellen, um das Material dorthin zu verkaufen, wo die Maschinen und Vertriebskanäle bereits existieren.

Wie kommen Sie als Team zusammen, um das gemeinsame Projekt nach vorne zu bringen? Gibt es bestimmte Fähigkeiten, die sich gut ergänzen?

Anne Lamp
Niklas hat bei Airbus Fabrikprojekte geleitet, genau das, was wir für die Skalierung aus dem Labor- zum Demonstrationsmaßstab brauchen. Seine Fähigkeit, Projekte zu koordinieren und umzusetzen, ist entscheidend. Unsere Ingenieure bringen Kernexpertise in Anlagendesign und Prozessentwicklung mit. Es ist unsere Stärke, solche Projekte intern umzusetzen.

Ergänzen Sie sich gut, was die Persönlichkeiten angeht?

Sina Spingler
Bei traceless® sind wir ein Team. Es war eine Herausforderung zu zeigen, dass wir als junges Team ein solch neuartiges Vorhaben selbst stemmen können. Niklas’ problemlösungsorientierte Herangehensweise war hierbei sehr wichtig. Rückblickend bin ich sicher, dass wir ohne diese Entscheidung, alles inhouse zu machen, nicht so weit wären.

Anne Lamp
Niklas’ Ruhe und Gelassenheit sind in jeder Phase des Projekts extrem wertvoll. Das ist eine wichtige charakterliche Ergänzung, da nicht immer alles nach Plan läuft. Sina kam in einer entscheidenden Phase hinzu, als wir von einem forschungsgetriebenen zu einem produzierenden Unternehmen wurden. Ihre Leadership hat das Betriebsteam von drei auf über 20 Personen skaliert. Ihre Motivation, eine wertschätzende Teamkultur ohne strikte Hierarchien zu schaffen, war entscheidend und ist eine große Leistung.

Sina Spingler
Die Transformation der Chemieindustrie in Deutschland ist eine große Motivation für mich. Wir bieten neuen Kolleg:innen aus der fossilbasierten Industrie einen neuen Arbeitsplatz, der sich von hierarchischen Strukturen abhebt. Unser Prinzip der traceless® Leadership basiert auf Wertschätzung, um Talente, Skills und Erfahrungen zu bündeln. Wir wollen zeigen, dass auch Industriearbeitsplätze „Purpose-getrieben" sein können. Das ist eine wichtige Herausforderung für die nachhaltige Skalierung.

Niklas Rambow
An Anne schätze ich besonders ihre Fähigkeit, die Vision zu vermitteln, sowohl im Team als auch gegenüber Investoren. Sie kann überzeugen, selbst als vieles noch ungewiss war. Und sie vertraut auf ihr Team und kann schnell Verantwortung delegieren. Ich konnte früh einen Großteil des Budgets verwalten, ohne jede Entscheidung detailliert verteidigen zu müssen, was für den Erfolg entscheidend war.

Anne Lamp
Niklas überzeugt nicht nur mit einer Vision, sondern hat auch ein starkes Commitment für die Umsetzung.

traceless® wurde zum nachhaltigsten Start-up Deutschlands 2022 gekürt und Sie wurden für den Deutschen Zukunftspreis nominiert. Wie nehmen Sie das wahr?

Anne Lamp
Wir freuen uns sehr über die Anerkennung. Das zeigt, dass unsere Arbeit und das Problem, das wir lösen, relevant sind. Wir sehen uns als Technologieanbieter, der eine reale Lösung für die Plastikverschmutzung bietet.

Niklas Rambow
Die Aufmerksamkeit hilft uns, unsere Ziele zu erreichen und unsere Skalierung voranzutreiben. Sie zeigt, dass das Thema angekommen ist und es einen Bedarf an unseren Lösungen gibt.

Gibt es etwas, das Sie noch loswerden möchten?

Sina Spingler
Wir müssen unsere Verantwortung als Gesellschaft wahrnehmen. Jeder muss sich bewusstwerden, dass es so nicht weitergehen kann mit der Plastikflut. Unser Material bietet eine Lösung, aber die Veränderung muss überall stattfinden. Wir müssen Produkte für Kreisläufe entwickeln und nutzen, und alle Akteure in der Wertschöpfungskette müssen umdenken. Wir brauchen den Mut neue Wege zu gehen.

Anne Lamp
Es geht nicht darum, auf alles zu verzichten, sondern um intelligentere Materialien. Unsere Technologie macht es möglich, Kunststoffe zu ersetzen, ohne auf Komfort zu verzichten. Die Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen, um biologisch abbaubare Materialien zu fördern. Wenn es keine Regularien gibt, die den Einsatz von recycelten oder biobasierten Materialien vorschreiben, wird sich die Kreislauffähigkeit der Produkte nicht ändern.

Niklas Rambow
Für uns ist es wichtig, dass wir als traceless® die Verantwortung übernehmen, nicht nur die Technik zu entwickeln, sondern auch die Rahmenbedingungen mitzugestalten, damit die Wertschöpfung in Deutschland und Europa bleibt. So können wir dazu beitragen eine neue industrielle Infrastruktur aufzubauen.

Was machen Sie abseits der Arbeit, um den Kopf freizubekommen?

Sina Spingler
Ich verbringe Zeit mit meinem Sohn, was ein guter Ausgleich ist. Außerdem ist mir Sport wichtig, ich habe früher Triathlon gemacht. Die Verkehrswende und die Nutzung des öffentlichen Raums beschäftigen mich ebenfalls sehr, da es gut zum Thema Nachhaltigkeit passt und für zukünftige Generationen essenziell ist.

Niklas Rambow
Meine zweijährige Tochter ist auch für mich eine tolle Ablenkung und lädt mich ein, nach Hause zu kommen und mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Sport, besonders Fußball, kommt leider seitdem etwas zu kurz, ist aber weiterhin ein wichtiger Ausgleich für mich.

Anne Lamp
Nach der Geburt meines Kindes im Winter freue ich mich darauf, mich von der Arbeit abzulenken und weniger am Rechner zu sitzen. Ich mache gerne Wassersport wie Kitesurfen und Wingfoil. Außerdem bin ich gerne mit dem Camper unterwegs.

Vielen Dank für das Gespräch.

Lebensläufe

Dr.-Ing. Anne Lamp

13.03.1990

Geboren in Hamburg

2009 – 2012

B.Sc. Verfahrenstechnik, Technische Universität Hamburg

2010 – 2014

Beiersdorf AG: Werkstudentin F&E

2012 – 2015

M.Sc. Verfahrenstechnik, Technische Universität Hamburg

2015 – 2020

Promotion Verfahrenstechnik, Technische Universität Hamburg
Institut für Umwelttechnik und Energiewirtschaft,
TU Hamburg: Wissenschaftliche Mitarbeiterin & Teamleiterin

2015 – 2020

VERBIO Vereinigte BioEnergie AG, Projektingenieurin F&E

2020 – 2021

VERBIO Vereinigte BioEnergie AG, Leitung Teilzeit F&E

Seit 2020

traceless materials GmbH, CEO & Co-Gründerin

Patente

 

8 Patente

Publikationen

 

Isci, A., Erdem, G.M., Elmaci, S.B., Sakiyan, O., Lamp, A., Kaltschmitt, M. Effect of microwave-assisted deep eutectic solvent pretreatment on lignocellulose structure and bioconversion of wheat straw. Cellulose (accepted 2020).
Lamp, A., Kaltschmitt, M., Lüdtke, O. Protein recovery from bioethanol stillage by liquid hot water treatment. Journal of Supercritical Fluids, 155 (2020), 104624.
Lamp, A. Protein recovery from bioethanol stillage in the context of integrated biorefineries. ProcessNet Jahrestagung 2018, Aachen, Germany, 12-13 September 2018. Published in Chemie Ingenieur Technik, 90 (2018), 9, 2018.
Lamp, A., Kaltschmitt, M., Lüdtke, O. Improved HPLC-method for estimation and correction of amino acid losses during hydrolysis of unknown samples. Analytical Biochemistry, 543 (2018), 140-145.
Dieckmann, C., Lamp, A., Schmidt, L.M., Andersen, L., Baetge, S., Kaltschmitt, M. Von der Biogasanlage zur Bioraffinerie – Perspektiven für zukünftige Biogasanlagenkonzepte. Zeitschrift für Energiewirtschaft, 42 (2018), 3, 235-256.
Andersen, L., Lamp, A., Dieckmann, C., Baetge, S., Schmidt, L.M., Kaltschmitt, M. Biogas plants as key units of biorefinery concepts: Options and their assessment. Journal of Biotechnology, 283 (2018), 130-139.
Schmidt, L.M., Andersen, L., Dieckmann, C., Lamp, A., Kaltschmitt, M. The Biorefinery Approach. In: Meyers R. (Hrsg.) Encyclopedia of Sustainability Science and Technology. Springer, New York, NY, 2018.

Weitere Aktivitäten

2020

Planet A Ventures GmbH: Beraterin für die Entwicklung eines automatisierten Tools zur Wirkungsanalyse für Startups

2020

Cirplus GmbH: Beraterin für Materialkreislauf, Recyclingqualität und Zertifizierungen

2014 – 2020

Cradle to Cradle NGO: Gründerin und Leiterin der Regionalgruppe Hamburg

Ehrungen und Auszeichnungen

2022 + 2023

Capital "Top 40 under 40"

Unternehmensauszeichnungen (traceless materials GmbH)

 

KPMG Award 2025
CHEManager Innovation Pitch of the Year 2024
Deutscher Nachhaltigkeitspreis / Next Economy Award: Winner 2022, Nominee again in 2025
Deutscher Gründerpreis 2022, Winner Startup Category
Wissenschaftspreis 2022 Best Startup

Sina Spingler

18.10.1990

Geboren in Hamburg

2010 – 2014

B.Sc. in Wirtschaftsingenieurwesen (integrierter Studiengang), Nordakademie Business School, Elmshorn
Mankiewicz Gebr. & Co. GmbH & Co. KG, Trainee, integrierter Studiengang, Hamburg

2012 – 2012

Auslandssemester, UCES, Universidad de Ciencias Empresariales y Sociales, Buenos Aires, Argentinien

2014 – 2016

Mankiewicz Gebr. & Co. GmbH & Co. KG, Projektingenieurin, Hamburg

2016 – 2017

Mankiewicz Gebr. & Co. GmbH & Co. KG, Projektmanagerin, Charleston, SC, USA

2017 – 2019

M.BA (Vollzeit), ESADE Business School, Ramon Llull University, Barcelona, Spanien

2018 – 2018

MBA MACH Intern: Industry Solution Expert – Government, Berlin

2019 – 2022

Microsoft Deutschland GmbH, Customer Success Manager, Business Applications, Hamburg

2022 – 2023

Microsoft Deutschland GmbH, Customer Success Lead Business Applications, Hamburg

2023 – 2025

traceless materials GmbH, Head of Operations

Seit 2025

traceless materials GmbH, Geschäftsführerin, COO

Ehrungen und Auszeichnungen

 

Esade Women in Leadership Scholarship

Unternehmensauszeichnungen (traceless materials GmbH)

 

KPMG Award 2025
Deutscher Nachhaltigkeitspreis, Kategorie Produkt (German Sustainability Award), Nominee 2025
CHEManager Innovation Pitch of the Year 2024
Innovation Award "Renewable Material of the Year 2023", 3rd prize
Deutscher Nachhaltigkeitspreis / Next Economy Award: Winner 2022
Deutscher Gründerpreis 2022, Winner Startup Category
Hamburger Gründerpreis 2022, Winner Startup Category
German Startup Awards, Female Newcomer of the Year 2022
Wissenschaftspreis 2022 Best Startup
1. Platz in Germany's Top 50 Start-Up Ranking 2021
Falling Walls Venture, Science Breakthrough Of The Year 2021
Darboven IDEE Förderpreis, 1st prize 2021
Green Alley Award, Winner 2021
Impact Festival Award for Hardware Solutions, Winner 2021
Hello Tomorrow Global Challenge, Finalist 2021
Biopolymer Innovation Award, 2nd 2021
Future Hamburg Award, 2nd 2021
C-Voucher Award, 2nd 2021
Advanced Materials Competition, Winner 2020

Niklas Rambow

26.01.1990

Geboren in Stade

2009 – 2013

Bachelor of Engineering „Verbundwerkstoffe“, Private Fachhochschule Stade

2103 – 2019

Premium AEROTEC GmbH, Projektingenieur „Standortplanung“, Nordenham

2019 – 2021

Premium AEROTEC GmbH, Agiles Team „Hangar 100”, Nordenham

Seit 2021

traceless materials GmbH, Head of Technology Development, Hamburg

Weitere Aktivitäten

2019-2020

IBIS Interkulturelle Arbeitsstelle e.V. – ehrenamtliche Tätigkeit als zertifizierter Integrationshelfer für Flüchtlinge

Ehrungen und Auszeichnungen

2018

Dean’s List of Academic Excellence, University of Sydney

Unternehmensauszeichnungen (traceless materials GmbH)

 

KPMG Award 2025
Deutscher Nachhaltigkeitspreis, Kategorie Produkt (German Sustainability Award), Nominee 2025
HEManager Innovation Pitch of the Year 2024
Innovation Award "Renewable Material of the Year 2023", 3rd prize
Deutscher Nachhaltigkeitspreis / Next Economy Award: Winner 2022
Deutscher Gründerpreis 2022, Winner Startup Category
Hamburger Gründerpreis 2022, Winner Startup Category
German Startup Awards, Female Newcomer of the Year 2022
Wissenschaftspreis 2022 Best Startup
1. Platz in Germany's Top 50 Start-Up Ranking 2021
Falling Walls Venture, Science Breakthrough Of The Year 2021
Darboven IDEE Förderpreis, 1st prize 2021
Green Alley Award, Winner 2021
Impact Festival Award for Hardware Solutions, Winner 2021
Hello Tomorrow Global Challenge, Finalist 2021
Biopolymer Innovation Award, 2nd 2021
Future Hamburg Award, 2nd 2021
C-Voucher Award, 2nd 2021
Advanced Materials Competition, Winner 2020

Kontakt

Koordination und Pressekontakt

Ivonne Sokoll
Head of Marketing
traceless materials GmbH
Großmoorbogen 7a
21079 Hamburg
Mobil: +49 (0) 151 / 55 42 71 84
E-Mail: ivonne.sokoll@traceless.eu
Web: www.traceless.eu

Sprecherin

Dr.-Ing. Anne Lamp
Geschäftsführerin
traceless materials GmbH
Großmoorbogen 7a
21079 Hamburg
Mobil: +49 176 (0) / 44 25 77 17
E-Mail: anne.lamp@traceless.eu
Web: www.traceless.eu

Beschreibung der Institute und Unternehmen zu ihren nominierten Projekten

traceless – die natürliche, umweltfreundliche Plastikalternative

Der globalen Plastikverschmutzung den Kampf ansagen – das ist die Mission von traceless materials®. Das neuartige Biomaterial traceless® und sein Produktionsverfahren sind als Vorzeigeprodukt für eine klimafreundliche und kreislauforientierte Wirtschaft aus der Promotion von Co-Founderin und CEO Anne Lamp an der Technischen Universität Hamburg hervorgegangen.

Das traceless® Material wird in einem ressourcenschonenden Prozess aus pflanzlichen Reststoffen der Agrarindustrie gewonnen und kann fossilbasierte Kunststoffe in Produkten ersetzen, die schwer zu recyclen sind oder leicht in der Umwelt landen. Mit dieser Innovation geht traceless® als weltweiter Pionier von neuartigen Naturpolymeren entscheidend über bekannte Materialkategorien wie Kunststoffe oder Biokunststoffe hinaus:

traceless® ist im Gegensatz dazu fossil- und plastikfrei, basiert auf schnell nachwachsenden Biomasse-Reststoffen und ist in kurzer Zeit kompostierbar. Die Naturpolymere in Granulat-Form werden bereits in einer eigenen Anlage produziert. Auf dem Weg zur Industrialisierung wird im Herbst 2025 das erste großtechnische Produktionswerk in Hamburg eröffnet. 
Die Materialinnovation bietet so das Potenzial, zur Lösung des weltweiten Plastikmüllproblems und zum Aufbau einer klimaneutralen, kreislauffähigen Industrie beizutragen. Als Cleantech Technologie trägt sie zur Sicherung von globaler Wettbewerbsfähigkeit, zukunftsfähigen Industriearbeitsplätzen sowie zum Abbau von fossilen Rohstoff-Abhängigkeiten bei.

Stand der Technik und neue Materialkategorie Naturpolymere: 
traceless® prägt eine neue Generation von Naturpolymer-Materialien. Es basiert auf der Nutzung von Naturpolymeren - also langkettigen Molekülen, die ähnliche Eigenschaften haben wie Kunststoffe, aber natürlich gewachsen sind und nicht synthetisch oder künstlich hergestellt wurden. Beispiele für sogenannte Naturpolymere sind Cellulose, Lignin, Alginate, natürliche Fette und Proteine. Die Herstellung des traceless-Materials basiert auf einem ressourcenschonenden, energieeffizienten Produktionsverfahren, mit dem diese Naturpolymere extrahiert werden.

Obwohl Naturpolymere am Anfang der Kunststoffgeschichte standen, gerieten sie mit dem Aufkommen von fossilen Rohstoffquellen und Chemieindustrie in Vergessenheit und wurden in den vergangenen Jahrzehnten wenig beforscht und kaum kommerziell genutzt. Angesichts der sich verschärfenden Kunststoffverschmutzung entstehen nun weltweit wieder Innovationen rund um Naturpolymere. traceless® nimmt als Pionier sowohl EU-weit als auch global eine Führungsrolle ein und wird als erstes Unternehmen ein vergleichbares Extraktionsverfahren im Industriemaßstab implementieren.

Bestehende Kooperationen:
Für die Entwicklung von Produktanwendungen kooperiert traceless mit namhaften europäischen Markenanbietern und Herstellern. Bereits seit 2020 arbeitet das Team an der Entwicklung von plastikfreien Versandtüten mit dem E-Commerce Händler OTTO. Ein erstes Pilotprodukt im Bereich Verpackung wird mit dem Modehändler C&A seit 2022 erfolgreich am Markt getestet. 2024 wurden erstmals Pommesgabeln aus traceless® Material bei einer Serie von Outdoor-Großkonzerten eingesetzt, Kooperationspartner war der internationale Gastroanbieter Aramark. Im selben Jahr wurde eine Kooperation mit der Mondi-Gruppe, einem international führenden Papier- und Verpackungshersteller, bekanntgegeben. Mondi nutzt das traceless® Material als Alternative zu herkömmlichen Papierbeschichtungen, bei denen Kunststoffe die Versiegelungs- und Barriereeigenschaften des Papiers verbessern. Gleichzeitig wird die Recyclingfähigkeit für bestehende Papierrecyclingkreisläufe gewährleistet.

Regulatorische Einordnung:
Als Pionier der neuartigen Naturpolymer Materialien bringt traceless auch regulatorische Vorteile. Da das Material auf natürlichen Polymeren basiert, die weder chemisch verändert noch synthetisch polymerisiert sind, ist traceless im regulatorischen Sinne kein Kunststoff, sondern ein Naturstoff. Es fällt daher nicht unter Gesetze zur Eindämmung von Einwegkunststoff, wie die EU-Einwegkunststoffrichtlinie. Damit ist es momentan die einzige thermoplastische Materialalternative für Produkte wie Besteck oder Trinkhalme, die nicht mehr aus Einwegkunststoff hergestellt werden dürfen oder für die im Falle von Kunststoff hohe Abgaben anfallen. Für Kunden stellt traceless also in all jenen Produktbereichen, in denen die vollständige Umstellung auf Mehrweg noch nicht machbar ist, eine regulatorisch sichere, einfach zu integrierende und nachhaltige Wahl dar.

Zukunftsperspektive:
traceless® liefert einen substanziellen Beitrag zur Lösung der globalen Plastikverschmutzung als auch der Ressourcenkrise, des Klimawandels und des Verlusts der biologischen Vielfalt. Als Biomaterial Pioniere treiben sie die grüne Transformation des Materialsektors wesentlich voran. Dabei profitiert nicht nur der Planet, sondern auch Wirtschaft und Gesellschaft: Die Skalierung der Innovation auf Industrieniveau skalieren, soll dazu beitragen, deutsche und europäische Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und im Bereich der biobasierten Industrie Technologieführer zu werden. Dies steht im Einklang mit den Zielen zur strategischen Verringerung von fossilen Abhängigkeiten und dem Aufbau einer Net Zero Circular Economy, und der langfristigen Ansiedlung von zukunftsfähigen Cleantech Industriezweigen.

Nominiert 2025 · TEAM 3