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#DZP – Wissenschaftspodcast

Die Nominierten 2019

Text zum Podcast

Hallo und herzlich willkommen zum Podcast des Deutschen Zukunftspreises. 

Wir stellen Ihnen hier in den nächsten Minuten die diesjährigen Nominierten für den Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation vor.

Der Deutsche Zukunftspreis wird ja seit 1997 verliehen. Bundespräsident Roman Herzog hatte damals die Idee, Leuchtturmprojekte mit Vorbildcharakter zu würdigen. Und zwar solche, die nützlich sind für die Gesellschaft und die Arbeitsplätze hier in Deutschland schaffen.

Und genau das tun auch die drei Projekte, die die Jury in diesem Jahr in die Schlussrunde schickt.

Und damit kommen wir auch zu Team 1 und einem Thema, das gut in diese Zeit passt. Es geht nämlich um CO2.

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Was für eine faszinierende Idee! CO2, das für den Klimawandel mitverantwortliche Treibhausgas, wird nicht mehr in die Atmosphäre geblasen, sondern für die Herstellung neuer Produkte verwendet. Genau das schafft das für den Deutschen Zukunftspreis 2019 nominierte Team um Dr. Christoph Gürtler.

O-Ton Dr. Christoph Gürtler:

„Zwar ist Kohlendioxyd das schädliche Klimagas. Aber es enthält eben das ganz, ganz wichtige Element Kohlenstoff und das brauchen wir wiederum, um Dinge des täglichen Lebens – zum Beispiel Polymere – herzustellen. Genau das haben wir jetzt gemacht: Wir nutzen das schädliche Klimagas CO2 und sind damit in der Lage, einen Abfallstoff in einen Wertstoff zu verwandeln.“

Entstanden sind Idee und Verwirklichung im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts der RWTH Aachen University und Covestro. Inzwischen werden mit dem Verfahren jährlich 500.000 Matratzen gefertigt, was aber nur einen kleinen Teil der möglichen Einsatzpalette darstellt.

O-Ton Dr. Christoph Gürtler:

„Also, wir haben eine Technologie entwickelt, die CO2 nutzt – und zwar über Schaumstoff hinaus. Man kann damit Sportböden verkleben, man kann damit aber auch weiter Anwendungen damit erschließen. Denken Sie an Dichtungen, denken Sie an Fasern. Da ist so ein kleiner Baum von Produkten oder Anwendungen daraus entstanden: Aus einer kleinen Idee kann man ein großes Spektrum abbilden.“

Und so zeigen die Forscher während der Präsentation ihrer Arbeit zum Beispiel Socken, die aus CO2-Fasern hergestellt wurden.  Jury-Mitglied Prof. Ulrich Bruhnke fasziniert dabei der konstruktive Denkansatz.

O-Ton Prof. Ulrich Bruhnke:

„In der Natur wird CO2 ja auch dringend benötigt. Die Wälder brauchen CO2 und wandeln es dann wieder um und hier ist es gelungen, den chemischen Prozess so zu aktivieren. Ich hoffe, das hat eine Vorbildfunktion für noch viele weitere Ideen in diese Richtung, dass man CO2 als Rohstoff verwenden kann.“

Die chemische Industrie, bislang vor allem als relevanter Verursacher von CO2 bekannt, bindet das Gas wieder in den Kreislauf ein und liefert so einen Lösungsansatz für eines der drängendsten Probleme unserer Zeit. 

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Genauso wie die anderen beiden Nominierten hat das CO2-Team schon einige Hürden hinter sich gelassen. Beim Deutschen Zukunftspreis ist es so, dass Projekte von sogenannten vorschlagsberechtigten Institutionen eingereicht werden müssen. Dazu gehören die Größen der Deutschen Forschung, zum Beispiel die Max-Planck-Gesellschaft, das Helmholtz-Institut oder die Fraunhofer-Gesellschaft. Da ist also schon ein erstes Qualitätssiegel drauf. Und dann wählt unter diesen Einreichungen die ebenfalls namhafte Jury ihre Favoriten aus und nominiert in der Regel drei Projekte. Die werden dann der Öffentlichkeit vorgestellt und erst am Tag des Finales – in diesem Jahr ist das 27. November – findet dann die finale Jury-Sitzung in Berlin statt.

Kommen wir zu Team 2 und einer bemerkenswerten Erfolgsgeschichte, die wir in dieser Form bislang eigentlich nur jenseits des Atlantiks kannten:

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War von den großen Hightech-Riesen die Rede, dachte bislang eigentlich jeder an die USA, an das Silicon Valley. Aus dem Umfeld der TU München hat sich nun aber in den letzten Jahren ein Unternehmen entwickelt, das – mit vergleichbarer Dynamik wie die US-Konzerne – ebenfalls in atemberaubende Größenordnungen vorgestoßen ist: Celonis – ein Anbieter von Software zur Prozessoptimierung. Team-Sprecher Alexander Rinke über Process Mining

O-Ton Alexander Rinke

„Im Grunde genommen: Was unsere Software und Technologie macht – sie hilft Unternehmen und Organisationen, indem wir einerseits analysieren, wie kann dieser Prozess verbessert werden, und dann tatsächlich auch kontinuierlich die Mitarbeiter mit Empfehlungen unterstützen und auch in den Prozess eingreifen, wenn irgendetwas schiefläuft, damit die Ware pünktlich kommt, damit die Patienten pünktlich behandelt werden, damit die Züge pünktlich fahren… Das machen wir mithilfe von künstlicher Intelligenz und datenbasierten Verfahren.“

Celonis Prozess Mining wird inzwischen von einer Vielzahl von Großkonzernen weltweit verwendet. Der Wert der Firma, die erst 2011 von drei Studenten der TU München gegründet wurde, wird auf über 1 Milliarde Euro taxiert. Gewinnen sie, wären sie die jüngsten Träger des Deutschen Zukunftspreises. Und sie würden mit dem Digitalbereich ein Segment repräsentieren, das erst vor zwei Jahren in die Statuten des Deutschen Zukunftspreises aufgenommen wurde.

O-Ton Alexander Rinke:

„Damit rückt auch in der breiteren Allgemeinheit die Bedeutung digitaler Technologien und Softwaretechnologien immer stärker in den Vordergrund. Ich glaube, da sind wir ein gutes Beispiel für den Innovationsstandort Deutschland, dass wir eben nicht nur im industriellen Bereich, sondern auch im Softwarebereich, was Plattformtechnologien angeht, wirklich innovativ sind.“

Doch wie alle Unternehmen, die mit hochsensiblen Daten umgehen, muss auch Celonis Konzepte für den Schutz derselben liefern.  Sagt auch Jury-Mitglied Prof. Ulrich Bruhnke.

O-Ton Prof. Ulrich Bruhnke

„Daten existieren. Es geht darum, die Daten zu beherrschen. Wir werden das auch mit beobachten – selbstverständlich. Ich sehe hier keine Datenkrake. Ich sehe die Bereitstellung und Aufbereitung von Informationen für Entscheidungsträger.“

Der Deutsche Zukunftspreis – er wäre der nächste Meilenstein dieser einzigartigen Erfolgsgeschichte, made in Germany.

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Bewerber aus der Medizin haben beim Deutschen Zukunftspreis eine lange Tradition. Die aktuellen Preisträger beispielsweise entwickelten einen Wirkstoff gegen ein Virus, das bei Transplantationspatienten häufig für große Komplikationen bis hin zum Tod verantwortlich war. Und auch in diesem Jahr gibt es ein Projekt unter den Nominierten, das für viele Patienten von großer Bedeutung werden könnte.

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Die Magnetresonanztomographie, kurz MRT, ist eine zentrale Technologie zur Diagnostizierung und Behandlung insbesondere neurologischer Erkrankungen. Die Bilder und Auflösungen wurden in den letzten Jahrzehnten immer besser – jetzt gibt es aber einen weiteren Quantensprung für den Einsatz im klinischen Bereich: das 7 Tesla Ultra-Hochfeld-MRT. Christina Triantafyllou, Sprecherin des nominierten Teams

O-Ton Christina Triantafyllou, Ph.D.

„Ultrahochfeld-MRT ermöglicht die frühe Erkennung von schweren Krankheiten. Patienten profitieren von dieser frühen Diagnose und haben eine größere Chance für bessere Lebensqualität.“

In der Tat - das 7 Tesla Ultra-Hochfeld-MRT ermöglicht Bilder in bisher nicht erreichter Auflösung. Juror Prof. Ulrich Bruhnke

O-Ton Prof. Ulrich Bruhnke

„Es gab es ja in der Richtung in Forschungslaboren schon. Aber da waren die Geräte so groß, die konnten nicht transportiert werden. Und dem Team ist es jetzt gelungen, die Geräte kompakter zu machen. Und, wenn man sieht, was es bedeutet in der Bildauswertung – ich denke, das ist ein Riesenschritt nach vorn.“

Mit der nun erfolgten Zulassung für den klinischen Bereich haben Mediziner ganz neue Möglichkeit der Diagnose. Sagt Teammitglied und Neurologe Prof. Arnd Dörfler.

O-Ton Prof. Arnd Dörfler

„Wir können im Submilimeterbereich kleinste Strukturen sehen, damit auch pathologische Veränderungen zuverlässiger erkennen. Wir können zum Beispiel bei der Multiplen Sklerose kleinste Läsionen früher und zuverlässiger erkennen, somit die Diagnose zuverlässiger stellen.“

Und im Fall von Multipler Sklerose weiß man: Je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto weniger stark erfolgen die Krankheitsschübe. Ebenfalls profitieren werden von der neuen Technik Epilepsie-, Demenz- oder Tumorpatienten, um nur wenige Einsatzfelder zu nennen.

Das Entwicklerteam kommt von der Uni Erlangen-Nürnberg, dem Deutsche Krebsforschungszentrum sowie Siemens Healthineers. Siemens Healthineers unterstreicht mit der Nominierung seine Ausnahmestellung bei bildgebenden Diagnoseverfahren. Bereits vor zwei Jahren war ein Team für die 3D-Darstellung von MRT-Aufnahmen für den Deutschen Zukunftspreis nominiert.

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Das waren sie also, die drei Nominierten für den Deutschen Zukunftspreis 2019. Die Entscheidung fällt dann – wie gesagt – am 27. November. Ab 18 Uhr wird dann Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Rahmen einer feierlichen Gala den Preis verleihen. Sie können das übrigens im Livestream mitverfolgen auf der Webseite www.deutscher-zukunftspreis.de. Dort finden Sie auch viele weitere Informationen über die Nominierten.

Danke fürs Zuhören!